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Ein Mann, der an einem sonnigen Festtag Reifen wechselt, hat entweder den Verstand verloren oder nie einen gehabt. Ich tippe auf Letzteres. Sein klappriger Geländewagen mit diesem bescheuerten Schnorchel, als würde er gleich durch den Amazonas pflügen. Stattdessen steht er hier, in Großwilfersdorf, zwischen alten Mauern, mit ölverschmierten Fingern und einem Gesichtsausdruck wie ein Mönch auf Buße.
Draußen bellen die Mädels sich die Seele aus dem Leib. Das Malinois-Mädel riecht nach Sünde, nach Abenteuer, nach allem, was das Leben lebenswert macht. Ich lecke mir die Nase, versuche mich durch die Tür zu materialisieren, aber keine Chance. Stattdessen muss ich zusehen, wie der alte Sack sich auch noch mit seinen Blidimax-Matten beschäftigt. Sie passen. Natürlich passen sie. Warum auch nicht. Keine Flüche, kein Drama. Langweilig wie eine Sonntagsmesse.
Irgendwann hat er es endlich geschafft. Gerade rechtzeitig, bevor der Bürgermeister anrückt. Ich lasse ihn stehen, folge meiner Nase, finde die Quelle des Wahnsinns. Sie blickt mich an, hebt die Schnauze, taxiert mich. Ich bin nicht ihr erster Verehrer heute, aber ich bin entschlossen. Sie schnuppert, ich schnuppere. Es ist ein Spiel, uralt und ewig. Und dann ist es vorbei. Irgendwo ruft ein Mensch ihren Namen, und sie verschwindet.Der Abend fällt, der Alte schleppt sich in den Garten, als hätte er einen Marathon überlebt. Er wirft Holz in die Feuerschale, setzt sich, grillt zwei Knacker und frisst sie, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich starre ihn an. Er ignoriert mich. Ich starre intensiver. Nichts.
Plan B: Ich tapse absichtlich knapp an die Funken, gebe den unvorsichtigen Idioten, der sich fast die Pfoten verbrennt. Es funktioniert. Er seufzt, bricht ein, reicht mir ein Stück.Guter Junge, denke ich. Er lernt langsam, aber er lernt.
Und dann, kurz vor Sonnenuntergang, auf der letzten Gassirunde, passierte es. Ich sah ihn zuerst. Zwischen den Büschen, im fahlen Licht der
Straßenlaterne. Die Ohren schief, das Fell zerzaust, die Augen glasig. Der Osterhase. Oder was von ihm übrig war. Der Alte blieb stehen, murmelte etwas von "Tja, in der Steiermark gibt’s dieses Jahr wohl keine Ostereier." Ich schwöre bei allem, was heilig ist – ich war es nicht.Patrizitag in Großwilfersdorf – das Leben geht weiter, für manche mehr als für andere.
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