Ich rührte in meinem Kaffee, biss in mein Muffin. Er zuckte mit den Ohren. Kaum hörbar, aber deutlich. Eine minimale Bewegung seines Kopfes nach vorn, kaum sichtbar, aber unübersehbar. Er kannte das Geräusch von Nahrung, egal welcher Art. Und wenn sie in meiner Nähe war, dann war sie auch potenziell für ihn bestimmt. Zumindest in seiner kleinen, hungrigen Welt. „Nicht für dich“, sagte ich.
Er blinzelte. Sagte nichts. Blinzelte wieder. Verdammt, er wusste, dass er mich hatte. Ich war schwach. Ich war vorhersehbar. Ich war ein Mensch mit einem weichen Herzen und einem schlechten Willen. Ich brach ein. Ein Stück Wurst flog Richtung Boden. Verschwunden, bevor es aufkam. „Verdammt, Castor“, murmelte ich.
Er blieb sitzen. Wartete. Sein Kopf leicht schief, die Ohren gespitzt, als würde er mir den Vorschlag machen: „Du kannst das doch besser, gib mir noch ein Stück, bevor du dich blamierst.“
Der Tag zog sich. Frühstück. Mittag. Snacks zwischendurch. Ein Bier. Castor war mein Schatten. Wenn ich zum Kühlschrank schleiche, schaue ich schon ob mir jemand folgt. Ein lebender, atmender, immer hungriger Schatten mit viel zu großen Pfoten.Dann, irgendwann am Nachmittag, drehte sich das Spiel um.
Er verschwand. Ich hörte es. Ich hörte, wie er irgendwo etwas fraß.
„Hey!“ rief ich.
Schweigen.
Ich stand auf, folgte ihm.
Er kaute. Schnell. Schuldbewusst.
„Was hast du da?“
Er kaute noch schneller. Das bedeutete nichts Gutes.
„CASTOR!“
Ich rannte. Er rannte. Er schluckte.
„Verdammter Hund, was war das?“
Er grinste. Ja, er grinste. Ich schwöre, er tat es.
Von da an war ich der Schatten. Ich verfolgte ihn. Ich sah ihm auf die Pfoten, auf die Schnauze. Ich versuchte herauszufinden, was er in sich hineingestopft hatte. War es ein altes Brötchen? Eine tote Maus? Ein gottverdammtes Plastikteil? Ich wusste es nicht. Ich wollte es wissen.Und er wusste, dass ich es wissen wollte.
Er nutzte es aus.
Ich hetzte ihm den Rest des Tages hinterher, während er immer wieder verschwand, immer wieder kaute, immer wieder etwas anderes fand, das besser war als mein Brot, mein Käse, mein verdammter Schinken.
Ich hatte keine Chance.
Castor frisst alles. Und ich renne ihm nur hinterher.
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