Dann kam der Tag, an dem sich die Tür öffnete. Hände, die ihn packten. Stimmen. Ein Motor, der ansprang. Und plötzlich raste die Hölle rückwärts aus dem Rückspiegel, während Castor vorne auf dem Beifahrersitz hockte und nicht wusste, ob er sich freuen oder kotzen sollte.
Jetzt lag er hier. Auf meinem Bett. Direkt neben meinem Kopf. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Er schnarchte leise, ein zufriedenes, kleines Biest, das durch die Dunkelheit gekommen war, um in meine Welt zu stolpern. Und verdammt, er gehörte jetzt dazu. Ein echter Reisehund, geboren für die Straße, mit Augen, die mehr verstanden, als sie sollten, und einer Schnauze, die nach Mandarinen und Staub roch.
Doch das hier war nicht das Ende – es war erst der Anfang. Castors Leben war kein verdammter Netflix-Film über gerettete Hunde, die am Ende ein Häuschen mit Garten und rosa Hundebett bekamen. Nein, Castor hatte mehr verdient als das. Abenteuer. Freiheit. Dreckige Pfoten auf endlosen Straßen. Der Wind im Gesicht. Der Geschmack von Sand und Diesel in der Luft.Und verdammt noch mal, er würde alles bekommen.
Ab April beginnt sein Trip des Lebens. Durch Ungarn, über die Karpaten, hinunter in die Türkei, immer weiter nach Osten. Über staubige Pisten, durch vergessene Dörfer, an alten Tankstellen vorbei, wo rostige Zapfsäulen in der Hitze brüteten. Georgien, Armenien, Russland – Orte, wo die Menschen Whisky tranken, während ihre Hunde am Straßenrand dösten. Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan – Länder, in denen die Straßen in der Weite verschwanden und du nie wusstest, ob du in einem Tag ankommst oder in drei Wochen.
Der Pamir Highway wartete, mit seinen Pässen, die in den Himmel stachen, mit seinen Schlaglöchern, in denen ein verdammter Elefant hätte verschwinden können. Kirgisistan, Tadschikistan. Vielleicht die Mongolei. Vielleicht noch weiter.Er würde über schneebedeckte Gipfel des Hindukusch blicken, während wir am Straßenrand Kaffee kochten. In endlosen Wüsten schlafen, während Wölfe in der Ferne heulten. Er würde Straßenköter treffen, die nach Freiheit rochen, Schafe, die zu dumm waren, um Platz zu machen. Er würde lernen, auf knorrige Männer mit Kalaschnikows zuzugehen und sich Streicheleinheiten zu holen, weil Hunde die einzige Währung sind, die überall auf der Welt zählt.
Aber vielleicht ist das hier mehr als nur eine Reise. Vielleicht war es meine späte Aufgabe im Leben.
Es gab einen Jungen, neun Jahre alt, der einmal mein Sohn war. Und es gab eine Frau, die 55 Jahre mein Leben gewesen war. Ich konnte ihnen nicht helfen, als sie es gebraucht hätten. Ich konnte nicht viel tun außer die letzten Tage bei Ihnen zu sein. Ich war da, aber es reichte nicht. Es reicht nie. Und das brennt in dir wie verdammter Schnaps auf einer offenen Wunde.
Aber jetzt gab es neben meinem jüngeren, aber bereits erwachsenen Sohn plötzlich noch Castor. Er war nur ein Hund, aber vielleicht war er mehr als das. Vielleicht war er meine letzte Chance, noch irgendetwas richtig zu machen. Ihn zu beschützen. Ihn durch diese beschissene Welt voller Idioten zu bringen. Ihm zu zeigen, dass es auch ein anderes Leben gibt als kalte Käfige und das Warten auf den Tod. Ihm zu verzeihen wenn er meinen handgeknüpften Teppich aus Marokko anknabbert.
Und wenn wir irgendwo auf einer gottverlassenen Piste in der Nacht stecken blieben, wenn der Wind um die Kabine peitschte und der Diesel langsam zur Neige ging, dann würde Castor auf dem Beifahrersitz sitzen, mich ansehen und denken:"Scheiß drauf. Morgen geht’s weiter."
Ja, das wird sein Trip des Lebens. Und ich werde jede verdammte Sekunde davon miterleben.
Und wenn Du sehen willst was Castor, der junge Rüde alles erlebt. folge mir auf FB oder Polarsteps HIER https://www.polarsteps.com/JWSmith/15693238-zentralasien-saudi-arabien?s=f0e3f51f-3b15-4b44-bdf5-35fa285a3254
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