Gefahr aus dem Gras – Schlangenpopulationen in Armenien und Georgien


Warum Hunde in manchen Nationalparks nicht erlaubt sind – und was Reisende wissen sollten

Wer mit Hund auf Abenteuerreise durch die Weiten des Kaukasus zieht, spürt schnell: Hier gelten andere Regeln. Zwischen rauen Gebirgspfaden, blühenden Almwiesen und den weiten Steppenlandschaften Georgiens und Armeniens teilen sich Mensch und Tier ein Land, das voller Leben – und voller Gefahren ist. Eine davon ist kaum sichtbar, aber allgegenwärtig: Schlangen. Und unter ihnen einige mit tödlichem Biss.

Zwischen Mythos und Realität: Schlangen im Kaukasus

Armenien und Georgien gehören zu den artenreichsten Regionen des eurasischen Raums, was Reptilien betrifft. Besonders im späten Frühjahr und Sommer, wenn sich die Steine aufheizen und das Gras trocken wird, zeigen sich die Tiere vermehrt – nicht selten entlang von Wanderwegen, Feldstraßen oder direkt am Lagerplatz. Während viele harmlos sind, gehören einige zu den giftigsten Arten Europas.

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung sind Schlangen nicht aggressiv. Sie beißen nur, wenn sie sich bedroht fühlen – doch gerade Hunde, die neugierig schnüffeln und schnell reagieren, provozieren diese Situation ungewollt oft.

Aktuelle Entwicklung: Zunahme von Vorfällen mit Giftschlangen

In den letzten Monaten kam es in Armenien und Teilen Georgiens zu mehreren tödlichen Bissvorfällen, sowohl bei Nutztieren als auch bei Menschen – darunter auch Wanderer und Hirten. Aus Gesprächen mit Grenzpolizisten, Militärangehörigen, Rangern und Einheimischen wurde deutlich: Die Aktivität giftiger Schlangen ist derzeit besonders hoch, insbesondere in den tiefer gelegenen, trockenen Regionen.

Mögliche Ursachen: milde Winter, eine längere Trockenphase sowie die Zunahme an Mäusen und Kleintieren, die als Nahrung dienen.

Die wichtigsten Schlangenarten in Armenien (mit Giftigkeit):

1. Armenische Bergviper (Montivipera raddei)

  • Hochgiftig, endemisch im Kaukasus, besonders in Bergregionen über 1000 m.
  • Stark gefährdet, selten sichtbar, aber aktiv bei Hitze.
  • Sehr kräftiges Gift – mehrere bestätigte Todesfälle in Armenien.

2. Levanteotter (Macrovipera lebetina obtusa)

  • Sehr giftig, große und kräftige Viper, besonders in Südund Südwestarmenien verbreitet.
  • Zeigt sich oft am Rand von Feldern, Felsen oder in lichten Wäldern.
  • Bekannt für ihre defensive Haltung und Zischlaute, beißt aber, wenn bedrängt.

3. Kaukasusotter (Vipera kaznakovi)

  • Giftig, häufiger im feuchten Westen Georgiens und vereinzelt im Norden Armeniens.
  • Meist unter Laub oder in Moos versteckt, sehr gut getarnt.
  • Biss selten tödlich, aber schmerzhaft und behandlungsbedürftig.

4. Wiesenotter (Vipera ursinii renardi)

  • Mäßig giftig, kleinste Viper des Kaukasus, lebt vor allem in trockenen Hochebenen.
  • Sehr scheu, aber durch geringe Körpergröße schwer zu erkennen.
  • Gift kann bei Hunden zu schweren Reaktionen führen.

5. Östliche Würfelnatter (Natrix tessellata)

  • Nicht giftig, häufig entlang von Flüssen, Seen und Feuchtgebieten.
  • Harmlos für Mensch und Tier, aber leicht mit Vipern zu verwechseln.

6. Strumpfbandnatter und andere Natternarten

  • Ungefährlich, in Armenien selten, in Georgien etwas häufiger.
  • Keine medizinisch relevante Wirkung.

Insgesamt gibt es alleine in Armenien 90 verschiedene Arten von Schlangen. 


Ich selbst habe in den wenigen Wochen mehr Schlangen in freier Wildbahn gesehen als in meinem gesamten Leben zusammen.  Fast nie konnte ich sie fotografieren da sie schneller weg waren als ich mein Handy zücken konnte. Aber meine eigenen Beobachtungen und die ungefragt Warnungen von Einheimischen haben mich erst sensibilisiert.

Warum Hunde nicht überall erlaubt sind

Im Waschlowani-Nationalpark im Südosten Georgiens ist die Mitnahme von Hunden streng untersagt. Die Kombination aus Trockensteppe, Felsen und dichter Vegetation macht das Gebiet zu einem idealen Lebensraum für Vipern. Auch in anderen Schutzgebieten wie dem Khosrov Forest State Reserve in Armenien oder dem Borjomi-Kharagauli-Nationalpark ist Vorsicht geboten.

Ich hatte im Fall Waschlowani das Glück, durch eine persönliche Ausnahmegenehmigung meinen Hund mitnehmen zu dürfen – verbunden mit einer Verpflichtung zur ständigen Kontrolle und einem Hinweis auf das konkrete Risiko.

Schutzmaßnahmen für Mensch und Tier

Wer durch den Kaukasus reist – zu Fuß, per Rad oder im Geländewagen – sollte sich vorbereiten:

  • Feste Schuhe und lange Hosen tragen – vor allem beim Verlassen befestigter Wege.
  • Hunde anleinen, besonders in hohem Gras, Felsspalten oder Gebüschen.
  • Nicht barfuß ans Wasser gehen – Vipern suchen in der Hitze oft Abkühlung in Flussnähe.

Erste-Hilfe-Kenntnisse bei Schlangenbissen auffrischen – auch für Hunde.

Tierärztliche Notfallnummern vorher recherchieren und einspeichern.

Auf Warnungen von Einheimischen achten – sie kennen „ihre“ Berge meist besser als jede Karte.

Fazit: Keine Panik – aber Respekt


Neben Schlangen gibt es aber auch diverse ungefährliche Artgenossen.  Dieser Artikel soll keine Angst verbreiten, sondern informieren. Die Gefahr durch Giftschlangen ist real – aber mit dem richtigen Verhalten und dem nötigen Respekt beherrschbar. Die Natur im Kaukasus ist rau, ursprünglich und manchmal gnadenlos ehrlich. Genau deshalb zieht sie uns 

Die Schlangen gehören zu dieser Welt – wie der Wind über den Bergkämmen oder das Heulen der Schakale in der Steppe. Wer sich darauf einlässt, sollte vorbereitet sein. Wer mit Hund reist, trägt Verantwortung – für sein Tier, für die Natur und für sich selbst.

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