Cognac vs. Armenischer Weinbrand – Zwei Brüder mit eigener Seele

Wer an edlen Branntwein denkt, hat meist sofort das Bild eines feinen Cognacs aus Frankreich vor Augen – gereift in Eichenfässern, goldfarben schimmernd, mit Aromen von Vanille, Tabak und Trockenfrüchten. Doch kaum einer weiß: Auch im Kaukasus, in Armenien, wird seit Jahrhunderten ein „Cognac“ gebrannt, der es in sich hat. In diesem Artikel vergleichen wir den französischen Cognac mit dem armenischen Weinbrand, der aus gutem Grund lange Zeit ebenfalls den Namen Cognac tragen durfte.

Der Ursprung: Cognac, Frankreich

Cognac ist keine bloße Spirituose – es ist ein geschützter Name. Nur Weinbrand aus der gleichnamigen Region im Südwesten Frankreichs darf sich offiziell so nennen. Seine Geschichte beginnt im 17. Jahrhundert, als holländische Händler begannen, französischen Weißwein zu destillieren, um ihn haltbarer für den Transport zu machen. Die zweifache Destillation im Charentaiser Pot-Still-Verfahren wurde schnell zur Norm – und der Branntwein reifte anschließend in Limousin- oder Tronçais-Eichenfässern.

Die AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) regelt heute streng, was Cognac ist: Rebsorten (vor allem Ugni Blanc), Anbaugebiete (Grande Champagne, Petite Champagne, Borderies etc.), Destillation, Lagerung – alles unterliegt klaren Regeln.

Der stille Bruder aus dem Osten: Armenischer „Cognac“

Armenien blickt auf eine der ältesten Weinbautraditionen der Welt zurück – über 6.000 Jahre. Schon im 19. Jahrhundert begannen armenische Brennmeister, aus ihren lokalen Weißweinen einen Branntwein herzustellen, der nach französischem Vorbild destilliert und in kaukasischen Eichenfässern gereift wurde.

Ein Name sticht hervor: Nerses Tairian, der 1887 in Jerewan die erste moderne Brennerei gründete – später bekannt als die Ararat-Brennerei. Die Qualität des armenischen Brandys war so hoch, dass man ihn auf internationalen Ausstellungen ehrte: Bei der Weltausstellung in Paris 1900 soll Winston Churchill ihn kennengelernt haben – und ein Leben lang Fan geblieben sein.

Natürlich habe auch ich mir gleich eine Flasche gekauft und ehrlich: Genialer Geschmack!!

Bis 1999 durfte armenischer Weinbrand sogar offiziell als „Cognac“ exportiert werden – eine historische Ausnahme für das Land der Sowjetunion. Erst mit der Durchsetzung der EU-Herkunftsbezeichnung wurde dieser Name untersagt. Seitdem spricht man offiziell von „Armenischem Brandy“ oder „Weinbrand“.

Der Vergleich: Cognac vs. Armenischer Weinbrand

Kriterium Cognac (Frankreich) Armenischer Weinbrand

Herkunft Region Cognac, Frankreich Hauptsächlich Ararat-Tal, Armenien
Rebsorten Ugni Blanc, Folle Blanche, Colombard Lokale Sorten wie Kangun, Rkatsiteli
Destillation Zweifache Pot-Still-Destillation Meist ebenfalls zweifach, französisches Verfahren
Fassreifung Französische Eiche (Limousin, Tronçais) Kaukasische Eiche
Geschmack Elegant, floral, fruchtig, vanillig Wärmer, würziger, oft mit Honig- und Dattelnote
Bekannte Marken Hennessy, Rémy Martin, Martell, Courvoisier Ararat, Noy, Proshyan
Alkoholgehalt Meist 40 % 40–45 %

Fazit: Zwei Seelen, ein Feuer

Französischer Cognac ist das Ergebnis jahrhundertealter Verfeinerung, geprägt von strenger Regulierung und einem Hang zur Eleganz. Armenischer Weinbrand hingegen ist ein Kind der Berge, getragen von Geschichte, Stolz und einem warmen, würzigen Charakter.

Wer Cognac liebt, sollte dem armenischen Pendant eine Chance geben. Er erzählt andere Geschichten – vom rauen Kaukasus, von uralten Winzerfamilien und vom kulturellen Stolz eines kleinen Landes. Und manchmal – wenn der Abend still wird und das Glas sich im Kerzenlicht fängt – schmeckt man in beiden denselben Ursprung: die Seele des Weines, gebrannt zum goldenen Gedicht.

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