"Einige haben mich gefragt, wie ich in diese Situation geraten konnte. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Ich wollte die Landstraße, RN17 von Esmara (Smara) nach Assa über Al Mhabas und Zag nehmen, die in meiner Papierkarte und in den Locus Maps Karten eingezeichnet ist. Da ich alleine war, wollte ich sicher gehen und habe absichtlich auf Pisten verzichtet. Den Polizeiposten in Esmara, die meine Papiere und mein Auto wie immer registriert haben hatte ich gefragt, ob dies möglich sei. Sie bejahten dies und fragten lediglich, ob ich ein GPS dabei hätte und bemerkten das die Strasse die auf der Papierkarte im Süden von Smara eingezeichnet war, nicht möglich ist, ich müsse die Strasse nehmen die 20km nördlich nach Osten geht nutzen.
Schon da hätte ich skeptisch werden müssen, denn warum liegen 2 identische Strassen 20 km auseinander.
Leider stellte sich nach den ersten 300km heraus, dass die eingezeichnete Asphaltstraße hier endet und in 20 wilde Pisten und eine Baustelle übergehen. Das wäre mein „point of no return“ gewesen, denn der Fahrer des Caterpilar hätte mir sicher zu einem "guten" Preis 20 Liter Diesel abgegeben um wieder nach Esmara zurück zu fahren. Das Abenteuer wäre damit beendet.
Aber Klein-Jürgen war ja so schlau auf den noch vorhandenen Satellitenbildern die Ortschaft Al Mhabas auszumachen, in der es sicher eine Tankstelle gibt. Also weiter.
Nicht erkennbar waren allerdings die militärischen Sperrgebiete, weder auf den Karten noch über Schilder am Strassenrand wie sonst in Marokko üblich.
Ein Umkehren war jetzt aber nicht mehr möglich und die Mobilfunkverbindung war ab da Historie. Ich musste also über nicht vorhandene Pisten und vereinzelte frische Reifenspuren weiterfahren, um per Kompass Al Mhabas zu erreichen. Dort war lt. Satellitenkarte auch eine Location der UN (MINURSO) verzeichnet bei denen ich mich absichern wollte. Am Militär Checkpoint neben dem UN Flugfeld angekommen hatte man mir allerdings die Kontaktaufnahme mit den UN Leuten untersagt.
Aber von da an wurde mir per Sondergenehmigung erlaubt über die Asphaltstraße die Sperrzone zu verlassen. In perfektem englisch teilte mir noch ein Offizier mit, das ich dies ohne Stop und ohne zu fotografieren unverzüglich zu befolgen habe. Mit dem letzten Tropfen Diesel bin ich dann in die erste Tankstelle in Assa eingelaufen. Lebensgefährliches Abenteuer zu Ende. Danach habe ich mir erst einmal eine Fanta aufgemacht, mangels Bier und Wein.
Der marokkanische Grenzwall erstreckt sich über 2.700 Kilometer und ist durch Minenfelder und militärische Sperranlagen gesichert. Der Berm, auch als „Marokkanische Verteidigungsmauer“ bekannt, ist eine der längsten militärischen Befestigungen der Welt. Er wurde in den 1980er-Jahren während des Konflikts zwischen Marokko und der Polisario-Front errichtet, um die Kontrolle über die rohstoffreichen Küstenregionen zu sichern.
- Struktur des Berms: Der Wall besteht aus Sand und Stein, flankiert von Gräben, Stacheldraht, schwer bewachten Militärposten und einem dichten Minengürtel. Schätzungen zufolge befinden sich dort etwa 7 Millionen Landminen – eine der höchsten Konzentrationen weltweit.
- Gefährliche Kampfzone: Seit 2020, als der Waffenstillstand zwischen Marokko und der Polisario-Front zusammenbrach, ist der Berm wieder Schauplatz sporadischer Kampfhandlungen. Zuletzt im November 2024
MINURSO: Ein UN-Projekt zur Überwachung - Die United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara (MINURSO) wurde 1991 eingerichtet, um die Einhaltung des Waffenstillstands zu überwachen und ein Referendum über die Zukunft der Westsahara vorzubereiten.
- Minenräumung: MINURSO ist auch an der Räumung von Landminen entlang des Berms beteiligt. Trotz ihrer Bemühungen bleibt die Region hochgradig vermint, und der Zugang ist extrem gefährlich.
- Einschränkungen: Die Mission hat jedoch begrenzte Durchsetzungsmöglichkeiten, was die Situation vor Ort für Zivilisten und Abenteurer wie mich besonders unberechenbar macht.
Idiotisch näher als hier geht es kaum noch |
Die Tour entlang des Berms war eine der intensivsten Erfahrungen meines Lebens – ein Abenteuer voller Risiken, aber auch voller Einsichten. Ich konnte die Zerstörung und Verlassenheit eines jahrzehntelangen Konflikts hautnah erleben, aber auch die Schönheit der Westsahara und die Widerstandsfähigkeit der Menschen bewundern.
Wichtiger Hinweis: Eine solche Reise kann ich nicht empfehlen. Sie ist gefährlich und könnte tödlich enden. Der Berm ist eine militärische Sperrzone, und das Betreten kann nicht nur zu Verhaftungen führen, sondern auch lebensbedrohliche Situationen durch Landminen oder Kampfhandlungen hervorrufen.
Die Westsahara bleibt eine Region voller Konflikte, Gefahren und ungelöster Fragen. Der Berm symbolisiert die tiefe Spaltung zwischen Marokko und der Polisario-Front und verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen, denen sich die Bevölkerung der Westsahara und die internationale Gemeinschaft stellen müssen.
Für Abenteurer und Reisende sollte die Botschaft klar sein: Respektieren Sie die Sicherheitswarnungen, die MINURSO und andere Organisationen ausgeben, und vermeiden Sie die Region um den Berm – die Risiken sind es nicht wert.
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Die Situation in der Westsahara: Ein politisch korrekter Blick auf die Ursachen, die Lebensbedingungen der Sahrauis und völkerrechtliche Perspektiven
Die Westsahara, ein Gebiet im Nordwesten Afrikas, ist seit Jahrzehnten Schauplatz eines ungelösten Konflikts. Mit einer Fläche von etwa 266.000 km² und einer strategischen Lage an der Atlantikküste ist das Gebiet reich an natürlichen Ressourcen wie Phosphaten, Fischbeständen und potenziellen Öl- und Gasvorkommen. Die geopolitische und wirtschaftliche Bedeutung der Region hat dazu geführt, dass der Konflikt um die Westsahara weit über die Interessen der direkt betroffenen Bevölkerung hinausgeht. Im Zentrum des Konflikts stehen das sahrauische Volk und sein Anspruch auf Selbstbestimmung, der seit der Dekolonialisierung in den 1970er-Jahren ungelöst ist.
Das Leben der Sahrauis
Die Sahrauis, die indigene Bevölkerung der Westsahara, sind seit Jahrzehnten mit prekären Lebensbedingungen konfrontiert, die sich aus der politischen Unsicherheit und der fortdauernden Besatzung ergeben. Etwa 500.000 Sahrauis sind direkt von dem Konflikt betroffen, wobei ihre Lebensrealität stark davon abhängt, ob sie in den von Marokko kontrollierten Gebieten, in den von der Polisario-Front verwalteten Regionen oder in Flüchtlingslagern in Algerien leben.
In den von Marokko kontrollierten Gebieten
In den urbanen Zentren wie El Aaiún, Dakhla und Smara, die unter marokkanischer Verwaltung stehen, leben viele Sahrauis unter schwierigen Bedingungen.
- Diskriminierung: Sahrauis berichten von systematischer Diskriminierung im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt und in der Verwaltung. Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile, die durch die Ausbeutung der Ressourcen entstehen, kommen oft nicht der indigenen Bevölkerung zugute.
- Repression: Politische Aktivitäten oder friedliche Proteste für die Unabhängigkeit werden häufig mit repressiven Maßnahmen beantwortet. Menschenrechtsorganisationen dokumentieren willkürliche Verhaftungen, Überwachung und Einschränkungen der Meinungsfreiheit.
- Zwangsansiedlungen: Die marokkanische Regierung fördert die Ansiedlung marokkanischer Staatsbürger in der Westsahara, was die Sahrauis weiter marginalisiert und den Charakter der Region verändert.
In den von der Polisario-Front kontrollierten Gebieten
Die von der Polisario-Front kontrollierten Gebiete, oft als "befreite Zonen" bezeichnet, sind größtenteils Wüstenregionen mit extremen klimatischen Bedingungen und minimaler Infrastruktur.
- Einfaches Leben: Die wenigen Sahrauis, die in diesen Gebieten leben, führen ein karges Leben, das stark von der Unterstützung durch die Polisario-Front und Hilfsorganisationen abhängt.
- Militärischer Fokus: Die ständige Bedrohung durch den Konflikt mit Marokko prägt den Alltag, da viele Ressourcen für Verteidigungsmaßnahmen eingesetzt werden.
In den Flüchtlingslagern in Algerien
Etwa 170.000 Sahrauis leben in Flüchtlingslagern rund um Tindouf in Algerien, einer der unwirtlichsten Regionen der Sahara. Diese Lager bestehen seit über 40 Jahren und sind stark von internationaler humanitärer Hilfe abhängig.
- Versorgungsprobleme: Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung sind oft knapp, und die Bevölkerung leidet unter Mangelernährung und unzureichenden Bildungsmöglichkeiten.
- Abhängigkeit von Hilfsorganisationen: Obwohl die Lager von der Polisario-Front organisiert werden, ist die Bevölkerung auf Hilfe von UN-Organisationen wie dem UNHCR angewiesen.
- Gemeinschaftszusammenhalt: Trotz der schwierigen Lebensbedingungen haben die Sahrauis in den Lagern ein starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das durch ihre gemeinsame Identität und den Wunsch nach Unabhängigkeit gestärkt wird.
Historische Ursachen des Konflikts
Nach dem Rückzug der spanischen Kolonialmacht im Jahr 1975 erhoben sowohl Marokko als auch Mauretanien Anspruch auf das Gebiet, was zu Spannungen führte. Die Befreiungsbewegung der Sahrauis, die Polisario-Front, proklamierte die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) und kämpfte für die Unabhängigkeit. Während Mauretanien 1979 seine Ansprüche aufgab, hält Marokko seither große Teile des Territoriums besetzt, darunter die ressourcenreichen Küstenregionen. Die marokkanische Regierung rechtfertigt ihren Anspruch historisch und kulturell, während die Polisario-Front auf das Recht auf Selbstbestimmung pocht, das durch die Resolutionen der Vereinten Nationen (z. B. Resolution 1514 von 1960) gestützt wird.
Ressourcen als Konflikttreiber
Die Bodenschätze und Fischereirechte in der Westsahara haben den Konflikt zusätzlich angeheizt.
- Phosphatvorkommen: Die Mine in Bou Craa zählt zu den größten Phosphatlagerstätten der Welt. Phosphat ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die weltweite Landwirtschaft. Marokko nutzt diese Ressourcen intensiv, was von der Polisario-Front und internationalen Beobachtern als illegale Ausbeutung angesehen wird.
- Fischereirechte: Die atlantischen Gewässer vor der Westsahara gehören zu den fischreichsten der Welt. Marokko hat mit der Europäischen Union Fischereiabkommen geschlossen, die umstritten sind, da sie die Westsahara nicht als separates Gebiet berücksichtigen. Der Europäische Gerichtshof entschied 2016 und 2018, dass diese Abkommen das Völkerrecht verletzen, da die Bevölkerung der Westsahara nicht konsultiert wurde.
- Erkundung von Öl- und Gasreserven: Internationale Unternehmen haben in der Vergangenheit Explorationsverträge mit Marokko abgeschlossen, was von der Polisario-Front und Menschenrechtsgruppen scharf kritisiert wurde.
Fazit aus völkerrechtlicher Perspektive
Nach dem internationalen Völkerrecht steht das sahrauische Volk im Mittelpunkt des Konflikts. Die UN-Charta und das Prinzip der Selbstbestimmung betonen, dass Kolonialgebiete das Recht haben, über ihre Zukunft frei zu entscheiden. Marokkos Verwaltung der Westsahara wird völkerrechtlich nicht als rechtmäßige Souveränität anerkannt. Vielmehr gilt Marokko laut Resolutionen der UN-Generalversammlung als Besatzungsmacht. Die wirtschaftliche Ausbeutung der Ressourcen der Westsahara ohne Zustimmung der Sahrauis verstößt gegen das Prinzip der permanenten Souveränität über natürliche Ressourcen, das in mehreren internationalen Abkommen verankert ist.
Ein gerechter und nachhaltiger Frieden in der Westsahara erfordert daher eine Lösung, die das Recht der Sahrauis auf Selbstbestimmung respektiert und die Ausbeutung der Ressourcen beendet. Die internationale Gemeinschaft muss ihren Einsatz für ein Referendum und die Umsetzung der UN-Resolutionen verstärken. Nur so kann eine Lösung gefunden werden, die den Prinzipien des Völkerrechts entspricht und langfristig Stabilität in der Region gewährleistet.
5 Kommentare:
https://www.moroccoworldnews.com/2024/12/366961/two-moroccan-soldiers-die-in-mine-explosion-in-southern-morocco
Da fehlen mir die worte , was du gemacht hast , so dumm kann man gar nicht sein wenn das alles wahr ist .
Viel Gluck und lebe wohl
So eine dumme Antwort kann nur jemand geben, der wahrscheinlich noch nie allein und auf sich gestellt außerhalb seiner wohlbehŭteten Welt unterwegs war.
Danke, ich lebe wohl und ich hatte auch etwas Glück aber ich denke, du weißt nicht wovon ich rede und Gast auch nicht alles gelesen, denn ich schreibe auch wie es dazu gekommen ist
Ja, es ist eine dumme Antwort und er weiß sicher nicht wovon er redet
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