Biwaksack oder Tarp? - Fortsetzung - Benjamin hilft Euch bei der Entscheidung

Fortsetzung des 1. Teils (hier) unseres Reiseberichtes von unserer Offdoor & Outroad Tour vom vorletzten Wochenende. 

...schon in den ersten Minuten bei der Abfahrt aus dem Schwarzwald in Richtung Schweiz werden wir mit einer Wolkendecke belohnt, die Lörrach von oben in einem völlig anderen Bild erscheinen lässt. Die Wolken schieben sich langsam auf den Schwarzwald nach oben und in der Ferne sind die schneebedeckten Gipfel der Zentralschweiz, unserem Ziel, zu erkennen. 
Südschwarzwald über dem Morgennebel
Die Sonne, die mir schon früh am Morgen auf die Glatze brettert verspricht ein grandioses Wochenende. Also runter in die Suppe und da die kommenden 200 km im Nebel im Schweizer Mittelland nicht besonders spektakulär werden, nehmen wir ausnahmsweise die Autobahn um schneller vorwärts zu kommen. (Sofern in der schönen Schweiz überhaupt etwas schnell geht)
Zeitsprung - zweieinhalb Stunden später: Bei der Auffahrt zum Jaunpass erkennen wir langsam die ersten hellblauen Flecken am Himmel und somit steigt unsere Freude auf ein sonniges Wochenende und einer Vollmondnacht, die an unserem ersten Zwischenziel in 1650m Höhe grandios werden könnte.
Der schmale Weg, der von der Pass-Straße abzweigt ist nur zu finden,
wenn man ihn kennt oder die Koordinaten besitzt. Die ersten Meter schlängelt er sich noch mit zwei schwarzen Asphaltstreifen zwischen den Schneehaufen den Berg hinauf, wird aber dann schnell schon nach ca. einem km zu einer geschlossen schneebedeckten Fahrbahn, die wir nach einem weiteren Kilometer als die Ersten den unberührten Schnee spuren und unsere Reifenspuren hinterlassen.
Mit jedem Höhenmeter den wir nun den Berg erklimmen steigt die Schneedecke. Das sanfte kratzen des Harschs ist am Unterboden mittlerweile kaum zu überhören. Geschätzt circa 35-40 cm Neuschnee auf Eis und Sulz lassen uns in der ersten steilen Kehre auch schon die Grenzen des Allradlers erkennen. Bei diesem Sulz und darunter noch einer alten Eisschicht nutzt weder die Getriebeschaltung „Snow“, noch die Geländeuntersetzung und erst recht kein Sperrdifferenzial mehr. AUS
Auch der Allrad hat Grenzen
Die fast 3tonnen unseres Indianers schieben sich vehement immer wieder talabwärts, gefährlich nah in Richtung Abhang. (siehe Video HIER) So müssen wir die erste GRENZE erkennen. Also: Schaufel raus und Ketten drauf. Der zweite Versuch mit Schneeketten ist dann erfolgreich und unser Auto schiebt uns mit langsamer Fahrt aber kontinuierlich im Schrittempo in Richtung unseres ersten Zwischenzieles durch den ungespurten Schnee. Während ich mich auf den schmalen Wirtschaftsweg konzentrieren muss, um das Auto auf dem Demselbigen halten zu können, kann Benjamin als Beifahrer bereits die grandiose Kulisse der Bergwelt genießen.
Die Sonne am Himmel ist schon wieder verschwunden, aber dafür umso mehr Schnee unter dem Bodenblech. Die Schneehöhe steigt nun deutlich sichtbar an und die Chance weiterzukommen besteht nur noch darin, jeweils 5 Meter in den tiefen Schnee hineinzustoßen, zurückfahren, Anlauf nehmen und wieder 5m weiter. Aber wir erkennen schnell, dass es so nicht bis zu unserem Ziel weitergehen kann und erreichen nun die zweite Grenze trotz Allrad, Gelände-Untersetzung, Sperrdifferenzial und Schneeketten. Bei 1450 m Meereshöhe ist für Heute endgültig Schluss.
Schluss aber nur für unseren Cherokee Indianer, denn wir alleine in der kalten Bergwelt stehen lassen. Wir packen unsere Rucksäcke und unsere Ausrüstung und suchen uns in der Umgebung einen angenehmen Lagerplatz. Relativ schnell finden wir mit Benjamins Natur-Intuition auf einer Winterwiese unterhalb eines halb verfallenen aber romantisch anmutenden Hochgebirgsstalles einen ebenen Platz, der trotz Windschutz durch einen kleinen Nadelwald einen grandiosen Ausblick ins Tal und auf den Jaunpass bietet.
unsere Heizung, unsere Küche und unser Redetreff
Die Geräuschkulisse unseres italienischen Dieselmotors haben wir ab sofort getauscht gegen das knarzen unserer Schritte im tiefen Schnee und die Tropfgeräusche von den Bergfichten, denn es taut. Einzig unterbrochen wird die Stille noch durch mein gelegentliches Stöhnen wenn ich in den Tiefschnee einbreche und mein Muskelfaserriss von der letzten Offroadtour in Kration noch schmerzt. Aber Indianer kennen ja keinen Schmerz. Die mehrfachen Versuche mit der Technik noch bis zu unserem 1. Ziel zu kommen haben wir aufgegeben, denn diese haben uns zu viel Zeit gekostet und es wird bald dunkel. Also heißt es jetzt, Feuer machen für eine heiße Suppe und unsere Schlafplätze herrichten, damit uns die Dunkelheit nicht überrascht, so wie mir das, wenn ich alleine Fahre, schon öfter passiert ist.
Unsere Heizung und Küche: 
Der Kienspan als Zunder, den Benjamin mir geschenkt hat (und den er auch gegen Geld auch hier weitergibt) brennt schnell und lässt uns relativ zügig ein wärmendes Feuer anzünden. Auch wenn es in den Video hier so aussieht, also ob ich mit dem Firesteel schon beim ersten Versuch den Zunder zum brennen brachte, so entspricht dies leider nicht den Tatsachen. Ich hatte trotz guter Übung mindestens 10 min gebraucht bis das Zeug brannte und schon glaubte, ich sei zu blöd zum Feuer machen. Es zeigt aber wieder, dass nicht immer alles glatt geht und bei minus 20 Grad wäre das nicht so schön gewesen.
Einzelzimmer ohne Dusche aber mit Zentralheizung
Unsere Einzelzimmer: 

Benjamin nutzt diese Nacht nur ein Tarp, eine Isomatte, eine Wolldecke und einen Schlafsack, während ich mir genüsslich meinen Biwaksack der niederländischen Armee ausrolle, (siehe Video oben) meine Isomatte darunter schiebe um meinen Schlafsack mit dem wasserdichten Reißverschluss des Bivys vor der Außenwelt verschließe. Der Mond ist weg, der Frost zurück, das Feuer an und in Kürze berichte ich weiter, wie wir die Nacht verbracht haben.


Wer mehr über unsere Selbsttests lesen und sehen will, der wird bei Benjamin fündig oder liest meinen "live" Bericht über den 3Tages Selbstversuch im Januar 2013 bei minus 15 Grad und extrem scharfem Wind - gefühlt minus 25Grad HIER Zu Teil 3 HIER