Impressionen aus Armenien – zwischen Staub, Bergen und ein bisschen Wahnsinn

Armenien ist kein Land, das man sich schöntrinkt. Es haut dir die Wahrheit direkt ins Gesicht. Berge, karg und wild, Straßen, die mehr Löcher als Asphalt sind, und Dörfer, die aussehen, als wären sie aus einer anderen Zeit herausgefallen. Und genau deshalb bleibt es hängen.

Wir sind in Russland nicht durch sterile Industriegebiete gefahren – wir sind durch Millionenstädte wie Samara und Wolgograd gerollt, haben endlose Felder und Dörfer entlang der kasachischen Grenze hinter uns gelassen, und dann stand da plötzlich, nach Georgien, Armenien, rau, ehrlich, ungeschönt.

In Areni, dem kleinen Weindorf, wo der Staub klebt wie ein alter Mantel, stand dieses eine Schild am Ortseingang. Ich schwöre, das haben sie extra hingestellt, weil sie wussten, dass der Alte und ich, Castor, hier aufkreuzen. Der Alte grinste, ich schnüffelte, und der Gedanke blieb: manchmal schreibt dir ein Land seine eigenen Witze, du musst sie nur lesen.

Und dann war da dieser verdammte Hügel bei Geghard, wo das Wasser den Berg hinaufläuft. Esoteriker faseln was von Energiefeldern und kosmischen Kräften. Mein Gehirn sagt: Blödsinn. Das Wasser läuft da hoch, weil es eben Bock drauf hat. Punkt. Armenien eben – widersprüchlich, trotzig, wie ein Hund, der nicht an der Leine gehen will.

Aber Armenien ist mehr als Späße und Absurditäten. Es ist dieses Gefühl, wenn du in den Höhen des Kaukasus stehst, der Wind dir die Haut aufreißt, und du plötzlich verstehst, warum die Hirten hier so gastfreundlich sind. Weil man ohne einander nicht überlebt. Weil in dieser Weite kein Platz für Arroganz bleibt.

Und dann der Wein. Armenien trägt die wohl älteste Weinkultur der Welt in seinen Knochen. Exzellente Weine, starker Cognac, schwer und ehrlich, wie die Menschen, die ihn brennen. Du trinkst hier kein Produkt, du trinkst Geschichte, Schweiß und Stolz.

Die Straßen waren Staub,  Schlamm und Felsen, die Nächte kalt, und das Brot schmeckte nach Feuer und Erde. Und genau das ist Armenien: nichts Glattes, nichts Leichtes, aber alles echt.

Und ich, Castor, habe die Fährte von alten Wölfen gerochen, von Bären, Steppenottern und von den Menschen, die mit einem Glas Wein mehr Wärme schenken als manch westliche Großstadt in einem ganzen Leben.

Am Ende bleibt ein klares Fazit: Armenien ist – gemeinsam mit Russland – das Land, das uns auf unserer ganzen langen Reise am allermeisten positiv überrascht hat. Zwei Länder, von denen wir vielleicht am wenigsten erwartet haben. Und die uns genau deshalb mit der größten Wucht getroffen haben.

Armenien bleibt im Kopf. So wie der Geruch von Staub, von Schafsfellen, von gutem Rotwein und Diesel. Und genau das macht es unvergesslich.

Und dann ist da noch die Geologie. Armenien ist ein Land, das auf Vulkanen gebaut ist – ein Flickenteppich aus Basalt, Tuff und erstarrter Lava, von Jahrtausenden geformt. Der Ararat thront über allem, hoch, weiß, beinahe überirdisch, und doch zum Greifen nah. Er ist mehr als ein Berg. Er ist Mythos, Bibel, Ursprung. Man sagt, hier sei Noahs Arche gestrandet, nachdem die Flut vorbei war. Heute schaut der Ararat stumm von der Grenze herüber, ein steinerner Zeuge von Feuer, Eis und Geschichte. Ein Berg, der alles erklärt – warum Armenien so roh, so trotzig und so unsterblich wirkt.











































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