Guelb er Richat – Die „Auge der Sahara“-Struktur
https://de.wikipedia.org/wiki/Guelb_er_Richat
Die Richat-Struktur, auch bekannt als Guelb er Richat oder poetisch als das „Auge der Sahara“, ist eines der spektakulärsten und zugleich rätselhaftesten Naturphänomene Nordafrikas. Versteckt im endlosen Sand- und Steinmeer der mauretanischen Sahara, erhebt sich dieses gigantische kreisförmige Gebilde aus der Landschaft wie eine Botschaft von einem anderen Planeten. Für Reisende, die den Mut haben, abseits der üblichen Pfade unterwegs zu sein, ist es eines der eindrucksvollsten Ziele, die Westafrika zu bieten hat.
Die Richat-Struktur liegt im Adrar-Plateau in Zentralmauretanien, nahe der kleinen Oasenstadt Ouadane, rund 500 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Nouakchott.
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Durchmesser: ca. 45 Kilometer – so groß, dass man die Struktur nur aus der Luft oder auf Satellitenbildern in ihrer Gesamtheit erfassen kann.
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Höhenunterschiede: Die ringförmigen Felsformationen ragen mehrere hundert Meter über die umliegenden Ebenen hinaus.
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Umgebung: Eine extrem einsame, trockene und karge Gegend, weit entfernt von den üblichen Reiserouten.
Die Struktur ist so markant, dass sie seit den frühen Raumfahrtzeiten von Astronauten als Orientierungspunkt genutzt wurde. Bis heute gilt sie als eines der bekanntesten geologischen Wahrzeichen der Sahara.
Entstehung und wissenschaftliche Bedeutung
Lange Zeit vermutete man, dass es sich um einen Meteoritenkrater handle – was angesichts der Form naheliegend war. Diese Theorie konnte jedoch widerlegt werden, da typische Einschlagsmerkmale wie Schockquarz oder geschmolzene Gesteine fehlen.
Heute gilt die Richat-Struktur als das Ergebnis eines Erosionsprozesses:
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Vor etwa 100 Millionen Jahren wölbte sich an dieser Stelle eine große Kuppel aus Sediment- und Vulkangestein nach oben.
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Über Millionen von Jahren haben Wind und Wasser die weicheren Gesteinsschichten abgetragen.
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Zurück blieben konzentrische Ringe aus widerstandsfähigerem Gestein – Quarzite, Dolomite und Basalte – die das heutige „Auge“ formen.
Diese „Aufwölbung“ wird von Geologen als geologische Antiklinale beschrieben, ein Beispiel für das Spiel der Kräfte im Inneren der Erde und die unaufhaltsame Arbeit der Erosion.
Mythos und Bedeutung
Das Auge der Sahara übt seit seiner Entdeckung eine starke Faszination aus – nicht nur auf Wissenschaftler, sondern auch auf Abenteurer, Mystiker und Geschichtenerzähler.
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Manche Forscher brachten die Struktur in Zusammenhang mit der Atlantis-Legende des Platon, da die konzentrischen Kreise an die Beschreibungen der sagenhaften Stadt erinnern.
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In lokalen Berber- und Beduinenüberlieferungen taucht sie kaum auf, da sie für Nomaden und Karawanen jahrhundertelang einfach ein „unnützes“ Gebiet ohne Wasser und Vegetation war.
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Für moderne Reisende ist es ein Ort, an dem sich Naturwissenschaft und Mythos treffen – ein Monument der Erdgeschichte, das zugleich wie ein Werk von Göttern oder Außerirdischen wirkt.
Der Besuch der Richat-Struktur ist ein Abenteuer für sich – einsam, herausfordernd und belohnend.
Anreise
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Ausgangspunkt: In der Regel erfolgt die Anreise von Atar oder Chinguetti, den alten Karawanen- und Handelsstädten im Adrar-Gebirge.
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Von dort führt eine Piste über rund 120 Kilometer zur Oasenstadt Ouadane, die direkt am Rand der Richat-Struktur liegt.
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Ein Allradfahrzeug ist Pflicht, ebenso wie genügend Wasser, Proviant und Treibstoff.
Beste Reisezeit
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November bis März: angenehme Temperaturen, klare Luft, weniger Sandstürme – ideal für Expeditionen.
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Im Sommer ist das Gebiet kaum bereisbar, da Temperaturen von über 45 Grad im Schatten herrschen können.
Was dich erwartet
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Ausblicke: Von den umliegenden Höhenzügen und Plateaus bietet sich ein atemberaubender Blick auf die ringförmigen Strukturen.
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Wanderungen: Im Inneren des Richat gibt es bizarre Felsformationen, Canyons und Tafelberge, die zu Fuß erkundet werden können.
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Ouadane: Die alte Karawanenstadt mit ihren Lehmbauten, Ruinen und engen Gassen ist UNESCO-Weltkulturerbe und ein faszinierender Ausgangspunkt.
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Genehmigungen: Mauretanien verlangt teilweise Reisegenehmigungen für bestimmte Regionen. Es ist ratsam, sich vor Ort zu informieren oder mit lokalen Guides zu reisen.
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Sicherheit: Das Gebiet gilt als relativ sicher, allerdings ist es einsam und entlegen – ein funktionierendes Fahrzeug, Ersatzteile und Kommunikationsmittel sind unverzichtbar.
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Führer: Lokale Guides aus Ouadane oder Atar bieten Touren an und verfügen über wertvolles Wissen über die Pisten und Besonderheiten der Region.
Die Richat-Struktur ist kein „klassisches“ Touristenziel, sondern ein Ort für Abenteurer und Entdecker. Wer hierher kommt, findet keine Hotels, keine Infrastruktur und keine Scharen von Besuchern – sondern die pure, raue Sahara und eines der beeindruckendsten geologischen Naturdenkmäler unseres Planeten.
Das „Auge der Sahara“ ist eine Einladung, die Zeit zu vergessen, in die Weite zu schauen und sich bewusst zu machen, wie klein der Mensch im Angesicht von Millionen Jahren Erdgeschichte ist.
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