"Der Ararat, der Schnaps und das große Verlieren – ein Blick aus der Ferne"

Du starrst den ganzen Tag auf diesen gottverdammten Berg. Majestätisch, schneebedeckt, 5137 Meter Arroganz. Ararat.

Der heilige Berg der Armenier, wo Noah angeblich seinen Suffkahn nach der Sintflut an Land zog.

Aber wenn du heute auf der Karte nachsiehst – Überraschung: Türkei.






Du fragst dich irgendwann, mitten im warmen Staub, warum der verdammte Ararat nicht mehr zu Armenien gehört.

Warum steht das Wahrzeichen eines ganzen Volkes heute auf fremdem Boden? Warum steht der Glaube auf der falschen Seite der Grenze?

Die Antwort liegt wie immer im Schmutz der Geschichte.

Steinerne Erinnerungen – Friedhöfe in Armenien und die Kunst des Gedenkens

Ein Land, das seine Toten ehrt


Wer durch Armenien reist, begegnet einem Land, das tief in seiner Geschichte verwurzelt ist – und nirgendwo wird das so deutlich wie auf seinen Friedhöfen. Diese Orte sind keine reinen Ruhestätten. Sie sind stille, würdevolle Galerien des Lebens, die mit einer Intensität und Schönheit überraschen, wie man sie selten sieht. Der Tod ist hier nicht das Ende, sondern ein Teil des Lebenszyklus, und das zeigt sich besonders in der Art und Weise, wie Armenier ihre Verstorbenen ehren.

Erinnerung in Stein gemeißelt – Die besondere Grabsteinkunst



Einzigartig sind die Grabsteine in Armenien, die oft mit lebensechten Lasergravuren versehen sind. Wer hier über einen Friedhof wandert, hat das Gefühl, dass die Toten einen ansehen. Nicht selten blickt man in das Gesicht des Verstorbenen, als stünde er oder sie noch mitten im Leben. Männer in Uniform, Frauen mit weichem Lächeln, junge Menschen in sportlicher Kleidung, manchmal sogar mit einem Lächeln, das direkt in die Kamera – und jetzt in dein Herz – strahlt.

Diese Gravuren sind keine anonyme Symbolik. Sie sind Porträts, oft nach Fotografien gefertigt, gestochen scharf und mit so viel Detail, dass man Bartstoppeln zählen oder Falten in der Kleidung erkennen kann. Viele Armenier lassen sich noch zu Lebzeiten fotografieren, damit das spätere Grabmal ein ehrliches Bild von ihnen zeigen kann – nicht idealisiert, sondern echt.

Die Toten als Teil des Alltags



In Armenien ist der Tod kein Tabu. Friedhöfe liegen nicht versteckt am Rand der Städte, sondern sind oft gut sichtbar, an Hängen oder Bergrücken platziert, mit weitem Blick ins Land. Viele Gräber sind mit Tischen und Bänken ausgestattet, denn es ist üblich, die Verstorbenen an Feiertagen und Gedenktagen mit Essen und Trinken zu besuchen. Familien treffen sich am Grab, trinken Wodka, essen Brot und Käse – und erzählen Geschichten von früher. Der Tod trennt nicht, er verbindet. Die Verstorbenen bleiben präsent, ihre Gesichter auf Stein blicken weiter mit in die Runde.



Kunst und Handwerk im Dienst der Erinnerung

Die Gravurtechnik selbst ist ein faszinierender Mix aus traditionellem Handwerk und moderner Lasertechnologie. Es braucht nicht nur Maschinen, sondern vor allem ein geschultes Auge und ein Gespür für Ausdruck. Die Gravuren wirken oft so lebendig, dass man unweigerlich innehält. Jeder dieser Steine erzählt eine Geschichte, oft ergänzt durch Symbole: Kreuze, Bücher, Musikinstrumente, ein Traktor, ein Computer. Zeichen eines gelebten Lebens, Hinweise auf Beruf, Leidenschaft oder Charakter.

Vom sowjetischen Erbe zum armenischen Stolz

Viele Friedhöfe tragen noch die Spuren der Sowjetzeit – mit monumentalen Grabsteinen von Soldaten, Pionieren, Professoren. Doch selbst diese wirken nicht wie kalte Staatsverherrlichung, sondern wie persönliche Denkmäler. In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Kultur weiterentwickelt. Sie ist individueller geworden, oft poetischer. Einige Steine zeigen ganze Szenen: ein Mann auf seinem Pferd, ein Paar Arm in Arm, eine Frau mit ihrem Enkelkind. Die Grenze zwischen Grabmal und Kunstwerk verschwimmt.

Ein stilles Gespräch zwischen Lebenden und Toten



Wer Armenien bereist, sollte sich die Zeit nehmen, einen dieser Friedhöfe zu besuchen. Nicht aus morbider Neugier, sondern um zu verstehen, wie tief Verbundenheit gehen kann. Diese Orte lehren Respekt, Liebe und Stolz. Hier sprechen nicht nur Namen und Daten, sondern Gesichter und Blicke. Es ist ein stilles, aber kraftvolles Gespräch zwischen den Lebenden und den Toten – ein Dialog, der in vielen anderen Kulturen längst verstummt ist.

Fazit

In Armenien begegnet man dem Tod nicht mit Angst, sondern mit Würde. Die kunstvoll gestalteten Grabsteine mit ihren lebensechten Porträts sind mehr als nur Erinnerung. Sie sind eine Liebeserklärung an das Leben – und an die, die es gelebt haben.

Ich fand diese Art der Ehrung der Toten beeindruckend. 

Gefahr aus dem Gras – Schlangenpopulationen in Armenien und Georgien


Warum Hunde in manchen Nationalparks nicht erlaubt sind – und was Reisende wissen sollten

Wer mit Hund auf Abenteuerreise durch die Weiten des Kaukasus zieht, spürt schnell: Hier gelten andere Regeln. Zwischen rauen Gebirgspfaden, blühenden Almwiesen und den weiten Steppenlandschaften Georgiens und Armeniens teilen sich Mensch und Tier ein Land, das voller Leben – und voller Gefahren ist. Eine davon ist kaum sichtbar, aber allgegenwärtig: Schlangen. Und unter ihnen einige mit tödlichem Biss.

Zwischen Mythos und Realität: Schlangen im Kaukasus

Armenien und Georgien gehören zu den artenreichsten Regionen des eurasischen Raums, was Reptilien betrifft. Besonders im späten Frühjahr und Sommer, wenn sich die Steine aufheizen und das Gras trocken wird, zeigen sich die Tiere vermehrt – nicht selten entlang von Wanderwegen, Feldstraßen oder direkt am Lagerplatz. Während viele harmlos sind, gehören einige zu den giftigsten Arten Europas.

Cognac vs. Armenischer Weinbrand – Zwei Brüder mit eigener Seele

Wer an edlen Branntwein denkt, hat meist sofort das Bild eines feinen Cognacs aus Frankreich vor Augen – gereift in Eichenfässern, goldfarben schimmernd, mit Aromen von Vanille, Tabak und Trockenfrüchten. Doch kaum einer weiß: Auch im Kaukasus, in Armenien, wird seit Jahrhunderten ein „Cognac“ gebrannt, der es in sich hat. In diesem Artikel vergleichen wir den französischen Cognac mit dem armenischen Weinbrand, der aus gutem Grund lange Zeit ebenfalls den Namen Cognac tragen durfte.

Der Ursprung: Cognac, Frankreich

Cognac ist keine bloße Spirituose – es ist ein geschützter Name. Nur Weinbrand aus der gleichnamigen Region im Südwesten Frankreichs darf sich offiziell so nennen. Seine Geschichte beginnt im 17. Jahrhundert, als holländische Händler begannen, französischen Weißwein zu destillieren, um ihn haltbarer für den Transport zu machen. Die zweifache Destillation im Charentaiser Pot-Still-Verfahren wurde schnell zur Norm – und der Branntwein reifte anschließend in Limousin- oder Tronçais-Eichenfässern.

Die AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) regelt heute streng, was Cognac ist: Rebsorten (vor allem Ugni Blanc), Anbaugebiete (Grande Champagne, Petite Champagne, Borderies etc.), Destillation, Lagerung – alles unterliegt klaren Regeln.

Der stille Bruder aus dem Osten: Armenischer „Cognac“

Armenien blickt auf eine der ältesten Weinbautraditionen der Welt zurück – über 6.000 Jahre. Schon im 19. Jahrhundert begannen armenische Brennmeister, aus ihren lokalen Weißweinen einen Branntwein herzustellen, der nach französischem Vorbild destilliert und in kaukasischen Eichenfässern gereift wurde.

Armenien – Wo der Wein das Leben kennt


 

Ich stand in dieser verdammten Höhle, irgendwo im Nirgendwo von Vayots Dzor, und es roch nach Staub, Stein und etwas, das älter war als alles, was ich je getrunken habe. Areni-1. Die älteste Weinkelterei der Welt, sagen sie. Fast 6.000 Jahre alt. Damals war der Wein noch keine Flucht, kein Luxus, kein Sommelierschwätz – sondern einfach Überleben. Ein bisschen Glück in Ton gekippt, zwischen Krieg, Hungersnot und Göttern, die nie zurückriefen.

Armenien. Das klingt nach Granatapfel, verbranntem Brot, vergessenen Kriegen und alten Frauen mit Gesichtern wie trockene Erde. Und mitten drin wächst Wein.

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Nicht dieser glatte Scheiß aus Bordeaux mit Etiketten für 300 Dollar die Flasche. Sondern echter Stoff. Aus Reben, die den Stalinismus überlebt haben. Aus Böden, die Lava geschluckt haben. Und aus Händen, die wissen, wie man kämpft.

Ich fuhr durch Täler, die wie Narben im Land liegen, und trank Wein, der so ehrlich war, dass er wehtat.

Areni Noir – das Rückgrat

Der erste, der mir begegnete, war Areni Noir. Eine Rebe, die aussieht wie eine Drohung, aber schmeckt wie ein Lied. Frisch, herb, mit dieser leisen Bitterkeit, die dich an den letzten Abschied erinnert, den du versoffen hast. Ich trank ihn in einer Garage, irgendwo hinter einem rostigen Tor, mit einem Kerl, der drei Zähne hatte und mehr Geschichten als Freunde. Und es war verdammt gut.

Areni ist kein Wein, um Frauen zu beeindrucken. Er ist ein Wein, um die Wahrheit zu trinken.

Heute bin ich auf Wein aus Armenien umgestiegen. Ein trockener Rose, obergeil. Ich bin beeindruckt.

Voskehat – flüssiges Licht

Dann kam Voskehat. Weiß, aber nicht dumm. Gold im Glas, aber keine Diva. Sie riecht nach Kräutern, alten Gärten und einer Frau, die einmal zu lange geblieben ist. Sie zieht dich nicht aus, sie deckt dich zu. Ich trank sie bei Sonnenuntergang mit Blick auf den Ararat. Nein, kein romantischer Scheiß – einfach ein Moment, der nicht mehr zurückkommt.

Momik WineCube Մոմիկ գինիներ, Zorah, Old Bridge und die anderen Irren

Es gibt Winzer da, die sind so verrückt, dass ich mich fast gesund gefühlt habe.

Zorah Wines macht Wein in Tonamphoren – wie vor 5.000 Jahren. Der „Karasi“ schmeckt nach Erde, Eisen und Gebet. Kein Easy Drinking. Sondern etwas, das du trinken musst, wie ein Schwur.

Old Bridge ist ein Familienbetrieb, so echt wie ein Schlag ins Gesicht.

Voskevaz mixt Keller, Kunst und Katastrophen.

Van Ardi arbeitet biodynamisch – das klingt nach Esoterik, schmeckt aber wie das Gegenteil.

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Der Hammer ist aberneben den exzellenten roten weißen und Rose der Orange von Momik WineCube. Bei denen man auch mit dem Camper super im Weinberg übernachten kann. https://www.facebook.com/share/1AKqBduExf/



Fazit: Trink, bevor es zu spät ist

Armenien macht Wein wie man Geschichten schreibt, wenn man keine Angst mehr hat, allein zu sein. Keine große Show, keine Influencer, keine goldene Kapsel. Nur Reben, die ihre Wurzeln in die Hölle schlagen, um ein bisschen Himmel zu finden.

Ich habe viel Wein getrunken in meinem Leben. Zu viel, wahrscheinlich.

Aber dieser hier – er bleibt. Wie ein Lied, das niemand kennt.

Wie eine Liebe, die du nicht retten konntest.

Wie Armenien.


Der Kirowez aus Russland – König der Äcker und Schatten der Nacht

Ich saß irgendwo bei Samara in Russland auf einem gottverlassenen Feldweg, das Fenster halb offen, der Wind roch nach Erde und Öl. Der Motor meines Pickups war längst verstummt, Castor schnarchte auf dem Bett und ich trank einen schlechten russischen Rotwein während die Nacht langsam über das Land kroch. Kein Licht, kein Dorf, keine Geräusche – nur diese endlose, schwarze Weite.

Und dann kam er. Nein – sie. Drei von ihnen.

Durch die Steppe nach Wolgograd – eine Fahrt auf den Spuren meines Vaters

Es war keine geplante Etappe. Die Zöllner in Astrachan hatten mich abgewiesen, da der Grenzübergang nicht für ein E-Visum vorbereitet ist. Ich war frustriert, kurz davor, den Tag zu verfluchen. Doch manchmal, da sind es gerade die Umwege, die uns zu den bedeutendsten Orten führen. Heute war so ein Tag. Der Tag, an dem ich durch das weite, endlose Land fuhr – von Astrachan nach Wolgograd, dem früheren Stalingrad.


Die Straße zog sich durch eine flache, trockene Landschaft, von kahlen Hügeln unterbrochen, staubig, leer und dennoch voller Geschichte. Ich fuhr durch das Herz der Steppe – ein Landstrich, in dem vor über 80 Jahren das Schicksal hunderttausender junger Männer besiegelt wurde. Einer von ihnen war mein Vater.

Er war gerade 18 Jahre alt, als er sich in den eisigen Wintern des Jahres 1942 in den Schlamm, das Feuer und das Elend der Schlacht von Stalingrad werfen musste. Was er mir erzählte, waren keine Heldengeschichten. Es waren Erinnerungen voller Schmerz, Hunger, Angst – und Menschlichkeit. Vier Jahre lang war er danach in russischer Gefangenschaft. Und trotzdem sprach er nie mit Hass. Im Gegenteil.

„Die russischen Wachen, und die Bauern…“, sagte er leise, als wir einmal darüber sprachen, „…die hatten selbst kaum was. Aber sie haben ihr letztes Brot mit mir geteilt. Und manchmal sogar ihre letzte Zigarette.“

Heute, als ich durch diese staubige, vergessene Weite fuhr, konnte ich es fast fühlen – dieses Leid, das Mitleid, die Hoffnung. Es war, als läge es noch immer in der Luft, vergraben im Boden, schwebend zwischen den verdorrten Gräsern. Die Steppe hat kein Gedächtnis, und doch erinnert sie sich an alles.



In Wolgograd angekommen, war ich still. Keine Worte, kein Foto, kein Denkmal kann ausdrücken, was dort geschah. Es ist nicht nur ein Ort der Geschichte, sondern auch ein Ort meines eigenen Lebens. Denn ohne jene Bauern, ohne jene russischen Wachen, die einem jungen deutschen Soldaten halfen zu überleben, wäre ich heute nicht hier.

Manchmal zwingen dich Zöllner auf einen anderen Weg – und plötzlich findest du die Vergangenheit deiner Familie und deine Eigene.

Mütterchen Wolga – Melancholie, Menschlichkeit und der Herzschlag eines Landes

Ein Reisebericht in zwei Tönen


Teil I – In den Schatten der Sonne

sie fließt nicht.  

sie zieht.  

die wolga.  

3.530 kilometer  

und jeder meter ein versprechen,  

das nicht gehalten wird.  

von den hügeln bei waldai  

bis ins kaspische meer  

wälzt sie sich durch die seele russlands  

wie eine alte frau  

mit zu vielen erinnerungen  

und zu wenig trost.

hier, bei stalingrad,  

wo der wind durch die steppen pfeift  

als hätte er vor 80 jahren  

noch nicht genug geschrien,  

steht die sonne tief,  

sehr tief.  

sie fällt wie blei  

auf die wolga  

und macht aus wasser  

melancholie in flüssiger form.

ich traf menschen  

in tschetschenien,  

die mir brot gaben  

ohne zu fragen.  

in dagestan,  

bot man mir betten an,  

als wär ich ein verlorener sohn.  

in kalmückien  

lächelt man still  

mit einem blick,  

der mehr weiß  

als die bücher in unserer westlichen arroganz.

und wenn die sonne untergeht  

über mütterchen wolga,  

dann sitzt du da,  

vielleicht mit einem billigen wodka  

und schweigst.  

nicht weil dir nichts einfällt,  

sondern weil es zu viel wäre,  

es auszusprechen.

Teil II – Die Wolga in Fakten, Zahlen und Erinnerungen


Die Wolga ist Europas längster Fluss: 3.530 Kilometer vom Waldaihöhenzug bis ins Kaspische Meer. Sie ist nicht nur eine geografische Linie – sie ist Rückgrat, Schicksalsader und Symbol für das russische Selbstverständnis.

In ihrer Geschichte war sie Handelsstraße, Grenze, Schlachtfeld. Die große Schlacht um Stalingrad – heute Wolgograd – hat sich unauslöschlich in ihre Ufer gegraben. Noch heute tragen viele Orte an der Wolga den Nachhall dieser Vergangenheit in sich.

Der Fluss verbindet Städte wie Twer, Jaroslawl, Kasan, Samara, Saratow, Wolgograd und Astrachan. Über Stauseen und Kanäle wurde sie zur Lebensader der russischen Wirtschaft geformt – doch dieser technische Eingriff hat Spuren hinterlassen. Die Ökologie ist empfindlich, der Wasserstand sinkt, die Natur leidet still.

Und doch: Wer je an einem Sommerabend am Ufer saß, spürt die Melancholie dieser Landschaft. Sie ist nicht bedrückend. Sie ist tief. Ein Gefühl von Vergangenheit, Vergänglichkeit – und einer stummen Hoffnung, dass aus all dem Schmerz etwas Weiches wächst.

Mütterchen Wolga – du fließt durch ein Land, das dir ähnlich ist: verletzlich, widersprüchlich, stark.

Du kannst diesen Code einfach in deinem Blogger-Editor im HTML-Modus einfügen. Wenn du magst, kann ich auch ein passendes Titelbild oder ein stimmungsvolles Hintergrundbild vorschlagen.

Kalmückien – Europas letzte buddhistische Enklave

Mitten in Südrussland, zwischen Wolga und Kaspischem Meer, liegt Kalmückien – eine Region, die so gar nicht dem entspricht, was man sich unter Russland vorstellt. Weite Steppe, grasende Kamele, Tempel mit goldenen Dächern und Gebetsfahnen im Wind. 
Die Kalmücken sind das einzige buddhistische Volk Europas – Nachfahren mongolischer Nomaden, die im 17. Jahrhundert in russische Dienste traten.
Hier trifft der Buddhismus auf Sowjetvergangenheit, endlose Horizonte auf stille Einsamkeit. 
Wer sich auf die Reise dorthin begibt, taucht ein in eine stille, fremde Welt, die wie ein vergessenes Kapitel zwischen Asien und Europa wirkt.

Der Kaukasus und die Alpen – Zwei Giganten im Vergleich

Aktuell bin ich im Kaukasus in Georgien. Und verbringe einige Tage unter anderem am Anfang des Wilden Drestotals das leider nach wenigen Kilometern. Durch erdrutsche. Und Lawinen Abgänge. Blockiert ist. Hier kommt immer wieder der Gedanke dass es eigentlich nichts anderes ist als die Alpen in Österreich Deutschland und der Schweiz.

Aber es ist es wert? Die großen unterschiede einmal herauszustelle.

Der Große Kaukasus, eine der wildesten und ursprünglichsten Gebirgsketten Eurasiens, durchzieht Georgien wie ein Rückgrat aus uraltem Stein. Zwischen der Schwarzmeerküste im Westen und dem kaspischen Tiefland im Osten erhebt er sich mit dramatischer Wucht – und lädt unweigerlich zum Vergleich mit den Alpen ein, die Europas Herz prägen. Doch obwohl beide Gebirge monumental wirken, trennen sie Welten – geologisch, kulturell und touristisch.


Geologie und Höhe

Der Kaukasus ist jung und wild. Geologisch betrachtet gehört er zu den aktivsten Gebirgsregionen der Welt. Mit dem Schchara (5.193 m), dem höchsten Punkt Georgiens, und dem berühmten Kasbek (5.047 m), übertrifft er die Alpen bei weitem – der höchste Alpengipfel, der Mont Blanc, misst „nur“ 4.810 Meter.

Während die Alpen in ihrer eiszeitlich geformten Harmonie fast „europäisch aufgeräumt“ wirken, bleibt der Kaukasus roh, schroff und oft unzugänglich. Lawinen, Erdrutsche und kaum gesicherte Pisten prägen viele Täler – wie etwa das Truso-Tal oder das abgelegene Tuschetien. Genau das macht seinen Reiz für Abenteurer aus.

Natur und Klima

Beide Gebirge bieten beeindruckende Vielfalt – doch auf unterschiedliche Weise:


  • Alpen: Dicht besiedelt, stark erschlossen, mit gut gepflegten Wegen, Berghütten und Infrastruktur. Die Flora ist alpin, angepasst an moderate Höhenlagen.
  • Kaukasus (Georgien): Kaum besiedelt, viele Regionen sind nur saisonal erreichbar. Die Natur ist wilder: Gletscher, alpine Matten, dichte Wälder und Hochlandsteppen wechseln sich ab. Die Fauna ist vielfältiger – mit Braunbären, Wölfen, Steinböcken und sogar Luchsen.

Im Sommer ist der Kaukasus trockener und wärmer als viele Alpenregionen, was das Zelten in hohen Lagen angenehmer macht.

Kultur und Dörfer

In den Alpen erwartet einen gepflegter Postkarten-Charme: Chalets, Käse, Kühe mit Glocken. Im Kaukasus ist alles eine Spur rauer, ursprünglicher – und oft berührender:


  • Swanezien und Tuschetien: Alte Wehrtürme, halbverlassene Dörfer, uralte Bräuche. Hier wird noch selbst gebacken, gebrannt und geschlachtet.
  • Begegnungen: Gastfreundschaft ist keine Floskel, sondern Überlebensprinzip. Wer in einem Dorf strandet, bekommt Brot, Käse und Chacha – den georgischen Grappa – gereicht, ohne nach dem Warum gefragt zu werden.

Tourismus

  • Alpen: Perfekt organisiert. Skigebiete, Wellnesshotels, Wanderwege, Hüttenübernachtung mit Reservierungssystem. Wer Komfort sucht, wird hier glücklich.
  • Kaukasus: Noch ursprünglich. Wer hierherkommt, sucht das Abenteuer – oder besser: findet es. Manche Täler wie Sno oder Truso sind mit dem Geländewagen erreichbar, andere wie Omalo oder Ushguli nur mit Mühe. Doch genau darin liegt der Reiz.


Fazit

Der Kaukasus in Georgien ist kein Ersatz für die Alpen – er ist ein Gegenentwurf. Weniger komfortabel, aber unendlich eindrucksvoll. Eine Reise hierher ist kein „Urlaub“, sondern eine Erfahrung. Wer sich auf ihn einlässt, wird nicht nur Gipfel sehen, sondern Geschichten erleben, die man sich nicht ausdenken kann.