Meine Overland-Tour in die Wüste: Was ich alles gelernt habe und was Du daraus entnehmen kannst.

Vorab: der Artikel erhebt nicht den Anspruch vollständig zu sein. Sicher habe ich auch einiges vergessen. 

 

Als ich mich das erste Mal entschied, mit meinem Geländewagen, damals ein Jeep Grand Cherokee WK II, eine Overland-Tour in die Wüste zu machen, dachte ich noch: "Wie schwer kann es schon sein? Einfach rein in den Sand und los!" Nun ja, so einfach war’s nicht. Die Wüste hat ihren eigenen Kopf – und ich habe auf die harte Tour gelernt, wie man sich darauf vorbereitet, damit man nicht als Sandstatue endet. Hier meine wichtigsten Erkenntnisse und Tipps, damit du mit deinem Wagen im Wüstensand genauso viel Spaß hast wie ich.

1. Das richtige Fahrzeug – und was ich damit angestellt habe

Bevor ich meinen Wagen in den Sand schickte, war mir klar: Ein normaler Stadtflitzer wird hier nicht reichen. Ich habe auf meiner zweiten Tour meinen Land Rover Discovery 4 etwas aufgemotzt. Siehe separater Artikel HIER. Wenn du planst, durch die Dünen zu pflügen, brauchst du ein Fahrzeug, das robust genug ist, um die Strapazen zu überstehen.

Was ich an meinem Wagen verändert habe:

  • Große Reifen: AT-Geländereifen – nicht nur, weil sie cool aussehen (okay, vielleicht ein bisschen), sondern weil sie eine größere Auflagefläche haben und mir im steinigem Gelände den nötigen Grip geben. In reinen Sandregionen ist weniger Profil"mehr". Den Reifendruck? Den musste ich natürlich ständig anpassen. Im Sand fahre ich mit etwa 1 bis 1,2 bar, damit die Reifen wie kleine Wüstenschiffe durch den Sand gleiten.
  • Fahrwerk und Winde: Höhergelegt und mit einer Winde ausgestattet. Glaub mir, die Winde rettet dir den Tag, wenn du dich bis zur Achse im Sand eingegraben hast. Ja, das passiert schneller, als du denkst.
  • Schnorchel: Kein Ding für den Wassergraben, sondern für Sand- und Staub. Ein Schnorchel hält den Motor sauber, weil er die Luftansaugung vor all dem feinen, fiesen Sand schützt.
  • Long-Range-Tank bzw Ersatzkanister: Mit einem normalen Tank in die Wüste zu fahren, ist ungefähr so, als würde man ohne Wasser wandern gehen. Zusatztanks sind ein Muss, es sei denn, du stehst auf nervenaufreibende Abenteuer ohne Sprit.

2. Meine Ausrüstung – was mit musste

Wenn du in die Wüste, auch Steinwüste oder ins Atlasgebirge fährst, kannst du nicht einfach den Kofferraum mit ein paar Snacks und Sonnencreme vollstopfen. Nein, die Ausrüstung ist dein Lebensretter – im wahrsten Sinne des Wortes, .

  • Navigation: Klar, GPS ist super, bis dir das Signal in den Dünen flöten geht. Im Atlasgebirge war ich 3 Tage ohne Mobilfunk unterwegs uns hatte selbst keinen UKW Radioempfang mehr. Dann weisst Du, Du bist am Arsch der Welt. Offline-Karten sind Gold wert, ebenso wie ein Satellitentelefon oder zumindest einen Satelliten Tracker mit dem Du notfalls Hilfe rufen kannst und der Deine  Position sendet. Ich nutze dazu den Motorola Defy. Wenn du irgendwo im Nirgendwo stecken bleibst, willst du nicht nur auf Rauchzeichen angewiesen sein.
  • Bergungezubehör: Sandbleche sind deine besten Freunde. Ich habe schnell gelernt, dass ich ohne die Dinger meinen Wagen hätte stehenlassen müssen. Schaufel? Unverzichtbar, denn du wirst buddeln müssen, keine Frage.

  • Wasser und Snacks
    : Jeder, der sagt, du brauchst "nur 3 Liter pro Tag", war noch nie in der Wüste. Ich plane mindestens 5 Liter pro Tag und Person ein, dazu noch Wasserreserven. Das ist keine Situation, in der du knapp kalkulieren willst. Und Snacks? Trockenfrüchte, Nüsse, und jede Menge haltbare Sachen, die du auch bei 40 Grad im Schatten noch essen kannst – wenn es denn Schatten gäbe. Einem Wasserfilter (z.B. Katadyn) oder Wasseraufbereitungstabletten solltest Du immer ein paar Pack Not- Nahrungsmittel mitführen. Beri haben sich NRG-5 bewährt, das seit vielen Jahren von Hilfsorganisationen, bei Militär und Marine (Seenotration), im Expeditionsbereich und vor allem im Zivilschutz als Notverpflegung etabliert hat.

3. Fahren im Sand – oder wie ich gelernt habe, nicht steckenzubleiben

        

"Fahr einfach langsamer", sagten sie. "Das ist ganz einfach." Na ja, nicht wirklich. Sandfahren erfordert eine spezielle Technik, die ich erst nach ein paar beherzten Festfahrmanövern gemeistert habe.

Die wichtigsten Tricks:

  • Reifendruck runter! Wie gesagt, 0,8 bis 1,2 bar sind ideal. Wenn die Reifen zu prall sind, gräbst du dich ein, als würdest du versuchen, bis nach Australien durchzukommen. Aber achte darauf das es nicht zu wenig Reifendruck wird und Dir der Reifen von der Felge hupft.
  • Sanfte Manöver: Keine abrupten Lenkbewegungen oder Vollgasmanöver, sonst verwandelst du deinen Wagen in eine Sanddusche. Gleichmäßig fahren, im besten Fall mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Und auch keine starken Bremsungen sondern langsam ausrollen lassen.
  • Wenn du feststeckst: Keine Panik! Hol die Sandbleche raus, lass den Druck aus den Reifen, schaufel ein bisschen herum und zieh dich sanft mit der Winde raus, wenn Du einen Punkt findest an der Du sie festmachen kannst. Deshalb ist ein 2. Fahrzeug immer hilfreich. Es ist eine schmutzige Arbeit, aber dafür hast du nachher umso mehr zu erzählen.

4. Notfälle – besser nicht unterschätzen

Natürlich war ich am Anfang total optimistisch: "Mir passiert schon nichts!" Aber die Wüste ist ein gnadenloser Lehrmeister. Ein Satellitentelefon oder zumindest einen Satelliten Tracker ist Pflicht, weil das Mobilfunknetz da draußen existiert ungefähr so oft wie ein Kamel im Stadtverkehr. Und vergiss nicht, immer jemandem zu sagen, wo du hinfährst. Es gibt nichts Schlimmeres, als mitten im Sand zu liegen und zu wissen, dass niemand nach dir sucht.

5. Das Abenteuer genießen

Trotz aller Vorbereitung und Technik ist das Schönste an einer Overland-Tour in die Wüste das pure Abenteuer. Diese riesigen, unberührten Dünen, der endlose Horizont, die Stille der Wüste – all das lässt den ganzen Stress der Vorbereitung vergessen. Wenn du nachts unter dem funkelnden Sternenhimmel liegst, wirst du merken, dass es das alles wert war.

Am Ende ist die Wüste nicht nur ein Ort, den man überquert, sondern eine Erfahrung, die dich verändert. Mit der richtigen Vorbereitung wird es nicht nur sicherer, sondern auch unvergesslich. Also, schnapp dir deinen Geländewagen, pack das Nötigste ein und lass das Abenteuer beginnen – die Wüste wartet!

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