TAG 9 Wir denken nun schon intensiv an die Heimreise. Unser Plumpsklo für diese Nacht, direkt auf dem Polarkreis war wieder oberklasse, auch wenn die Ausfahrt vom Parkplatz nach dem starken Schneefall eine Herausforderung war. Der Schneepflug hatte heute früh nicht gesehen, daß auf dem Parkplatz ein paar Irre übernachtet haben und hat einen hüfthohen Schneewall in der Einfahrt aufgehäuft.
Ich nutze die Ruhe nach dem Kaffee noch für einige Business Telefon-konferenzen die bei mir nach 2 Wochen Abwesenheit nun etwas länger dauern, weshalb Marcus und Heike schon mal vorfahren.
2-3 Anläufe mit Schwung und die Ausfahrt ist wieder frei. In Akkanålke bei Storberg wollen wir uns wieder treffen und genießen die zufällig entdeckten Eisgeister auf einem namenlosen Berg. Dort oben stürmt es wieder richtig und ist so kalt, das mein Smartphone nach 5 Minuten im Freien abschaltet. Läppische -11 plus Windchill ergeben gefühlte -30.
Übrigens: Ich nutze für meine Fotos mittlerweile zu 90% nur noch mein Samsung Galaxy Note20 Ultra das über eine Dreifachkamera auf der Rückseite verfügt. Eine 108-Megapixel-Hauptkamera, eine 12-Megapixel-Ultraweitwinkel-Kamera sowie eine 12-Megapixel-Telekamera mit immensen Fähigkeiten das aktuell die besten Fotos hervorbringt und selbst die neueste iPhone Serie übertrumpft.
Wir treten dann auch langsam geistig wie physisch die Rückreise an. Es sind ja nur noch 2.600 km bis nach Hause.
Tag 10: 05.01.2022 Gestern hatten wir uns zur Übernachtung einen der seltenen Parkplätze mit geheizter Toilette ausgesucht. Parkplatz Enebacken (64°49'28.6"N 18°48'05.3"E) nördlich von Lycksele, im Västerbottens Län, also noch in Schwedisch Lappland. Gegen 08:30 weckt uns das allmorgendliche Kratzgeräusch des Schneepfluges, der wie immer schön den Schnee auf dem Parkplatz „kehrt“.
In einigen Kilometern werden wir Lappland verlassen.
Schwedisch Lappland steht übrigens für endlose Wälder, beeindruckende Bergketten, unberührte Seen mit kristallklarem Wasser, das wir unter dem Eis nur vermuten konnten, ein Urvolk, (Samen) das nach wie vor von der Rentierzucht lebt und menschenleere Landschaften in denen Bären, Vielfraße und Polarfüchse Zuhause sind – der Norden Schwedens wird nicht zu Unrecht auch als letzte wahre Wildnis Europas bezeichnet.
Während der Wintermonate ist Nordschweden schneesicher und klirrend kalt. Touren im Husky-Gespann, mit dem Schneemobil oder im Rentierschlitten sind beliebte Outdoor-Erlebnisse, wenn die Region am Polarkreis unter einer dicken Schneedecke verschwindet.
Die bis zu 70 Grad Temperatur Unterschied waren mir so nicht bewusst. Von September bis März sind die Nord- oder Polarlichter am arktischen Himmel über Schweden zu beobachten und die Temperaturen sinken auf bis zu minus 40 Grad und manchmal auch darunter. Im Sommer sind warme 30 Grad dagegen nicht ungewöhnlich.
Die Samen unterteilen das Jahr in acht Abschnitte, welche durch den Lebensrhythmus der Rentiere bestimmt sind, erklärt mir am frühen Morgen die junge LKW Fahrerin, die mit ihrem 64t Gigaliner neben uns übernachtet hatte.
Kommt Dir nach frischem Schneefall übrigens einer der 60tonner entgegen, musst Du Dir schnell den Verlauf der Straße einprägen, denn es folgen einige hundert Meter Blindflug (siehe Video). Und schleichst Du mit 70km/h über die eisglatte Landstraße und siehst plötzlich eine Flutlicht-anlage im Rückspiegel, ist es wieder einer der 60 Tonnen Monster, ausgerüstet mit Spikes auf jeder 2. Achse.
Es wird nun spürbar wärmer und bei -11° sind wir versucht im Hemd draußen herum zu laufen. Der Gedanke hält aber nicht lange an, obwohl wir heute das erste Mal nach 10 Tagen wieder die Sonne als Ganzes am Horizont sehen.
Zur nächsten Pause erweckt ein Parkplatz an einem der unzähligen namenlosen Flüsse unsere Aufmerksamkeit und wir müssen natürlich wieder rein. Ich teste an um zu sehen ob wir wieder rauskommen und bevor ich in den Spiegel sehen kann, ist Marcus schon wieder mit Wohnwagen hinter mir.
Es rumpelt etwas, denn unter der Schneedecke konnte man die Feuerstelle mit den Felsen nicht erkennen. Die Quintessenz: Wieder eine Bergeaktion in der sich erneut die Seilwinde bezahlt macht.
Also weiter und 365 Kilometer Richtung Süden. Am Hällby Kraftwerk, das eindrucksvoll zeigt, das die Schweden am Abend Strom benötigen, verlassen wir um 15:30 wieder in der Dunkelheit Lappland und donnern bis zur Ostsee.
Am Sandstrand von Smitingens Havsbad wollen wir übernachten und können endlich wieder mal unser Feierabendbier auf dem Ersatzrad einnehmen, denn es hat konstant nur noch -11° Grad. Aber man soll sich nicht täuschen, denn an der feuchten Ostsee kommt es uns wesentlich kälter vor als die -28° bei trockener Luft in der finnischen Tundra.
Morgen soll uns die Sonne wecken, lese ich im Wetterbericht.
TAG 11 und unser letzter Tag in Skandinavien. Wir merken schon an der Temperatur das wir langsam gen Süden kommen, obwohl es bis Malmö immer noch 1.000 km und bis Ingolstadt noch 2.000 km sind.
Da eine ältere Frau in der Ostsee baden geht, kann es ja nicht so schlimm sein. Sie steht nach dem Schwimmen nur mit einem Bademantel und ihren Gummilatschen 20 Minuten am Strand. Die Felsen sind mit einer Glasur aus Eis ummantelt und schimmern in der aufgehenden Sonne. Sie muss wohl Holzbeine haben, denn ich muss selbst mit meinen Haix Stiefeln herumlaufen, um keine kalten Füße zu bekommen.
Alleine aber die Tatsache, dass wir bei Sonnenaufgang im Sonnenschein unseren Kaffee trinken können ohne das einem sofort die Finger abfallen, ist schon wieder angenehm und eine wertzuschätzende Besonderheit.Und überhaupt, nach 11 Tagen mit viel Dunkelheit in der Polarnacht wieder wärmende Sonnenstrahlen im Gesicht zu spüren, ist ein schönes Gefühl. Aber auch die Polarnacht hatte ihre ganz besonderen Reize. Dieses mystische blau am Himmel hat etwas von Magie. Von dem Naturspektakel der Aurora Borealis ganz zu schweigen. Bei starkem Schneefall bleibt es aber über Tage und Wochen dunkel und du verlierst völlig das Zeitgefühl.
Vom gefrorenen Sandstrand bei Smitingens Havsbad geht es nun gleich auf die Autobahn E4, die in Schweden die wichtigste Nord-Süd-Verbindung darstellt und von der südschwedischen Stadt Trelleborg an der Ostsee bis zur schwedisch-norwegischen Grenze bei Haparanda im Norden verläuft. Als die wichtigste Transportroute ist sie daher auch relativ gut geräumt, wenn auch die 3 wechselweisen Spuren nicht schneefrei sind.
Bis zum Abend schaffen wir es bis zum Rastplats Vida Vättern am Ostufer des Sees Vättern und träumen noch ein letztes Mal von den letzten 11 Tagen und ca. 9.000 Kilometern. Eigentlich war klar, dass wir nach wenigen Kilometern wieder von der "Autobahn" runter sind und Nebenstrecken genutzt haben.Die restlichen Kilometer morgen durch Südschweden, Dänemark und Deutschland erspare ich euch und mir, denn kaum hat man alle Grenzen passiert setzt das Sauwetter in Deutschland wieder ein. Was aus Lappland bleibt, sind ein paar Gramm Schnee auf der Motorhaube und die vielen Erinnerungen.
Klare Message für all Diejenigen, die reisen wollen. Macht eure Reisen und lasst euch nicht von Irren, die eine andere Agenda haben, einschüchtern. In keinem der vielen Ländern, die ich während der Pandemie bereist habe, lagen die Toten auf der Straße rum. Informiert euch, sollte noch einmal eine Pandemie ausgerufen werden, über Ausnahmeregelungen und nutzt diese legal. Seid mutig, denn was kann euch passieren, wenn ihr die auch sonst normalen Hygieneregeln einhaltet?
Auf meinen Trips auch 1 Jahr zuvor inmitten der Covid Hysterie durch Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen, Slowenien, Kroatien und Bosnien habe ich folgendes feststellen können: (ohne rechtliche Gewähr) Kontrollen von Schweden nach Dänemark, Schweden, Norwegen, Dänemark Deutschland waren oft nicht vorhanden, insbesondere nicht auf Nebenstraßen in Kroatien hatte sich niemand für meinen Test interessiert.
Zur Einreise nach Schweden wurde auch der gelbe Papier Impfpass akzeptiert, obwohl Bundesregierung, ADAC und alle Webseiten etwas anderes propagierten. An vielen Nebengrenzen war keine Sau. Angstmache reichte aus, um die Masse zuhause einzusperren. Ich reiste trotzdem innerhalb der legalen Möglichkeiten deren es viele gab. Reisen dient auch eurer Gesundheit, eurem Wohlergehen als auch eurer geistigen Erweiterung.
2 Kommentare:
Wahnsinns Bilder, schöne Landschaft;)
danke, es war auch eine wahnsinns Tour
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