Arctic Discovery – Durch die winterliche Polarnacht nach Lappland mit Wohnwagen und Schlafsack bis zur russischen Grenze - TEIL 1

Mein Reisebericht unserer letzten Tour in die Polarnacht ist fertig. Es ist ein kleiner Vorgeschmack auf das was Ihr lesen könnt. 7544 Wörter, 41.475 Zeichen, 739 Zeilen und ca. 50 Fotos und x Videos. 

Zusätzlich Sonderseiten Reisetipps für Eure Trips nach Lappland im Winter. Ich bin selbst überrascht vom Ausmaß.   

Dies war die erste Tour in den Winter mit Begleitung. Bisher hatten immer Alle gekniffen als sie merkten, daß ich es mit Lappland und Winter ernst meinte und sie den ersten Wetterbericht gesehen hatten. Nicht so, Heike und Marcus mit ihren 2 Berner Sennenhunden. Sie haben im Wohnwagen geschlafen und ich wie immer im Auto im Schlafsack.

Hier also Teil 1. In meinem letzten Artikel 2017 hatte ich schon über die Arktis geschrieben: 

"Willkommen am Polarkreis, eine Landschaft die Dich mit Frost empfängt anstatt mit wärmenden Sonnenstrahlen. 

Wo der Tag nur wenige Stunden dauert und die Nacht Monate. 

Wo die Natur gefroren ist und Deine Gedanken sie auftauen muss. Du musst frieren, um zu sehen aus welchem Holz Du wirklich geschnitzt bist. 

Wo Du an Grenzen gehen musst, um Dein Ziel zu erreichen. Dem Sturm und der Kälte trotzend musst Du auf Deine Technik vertrauen, wo Polarlichter und Rentiere Dich empfangen. 

Einmal im arktischen Winter angekommen, bleibt Dein Herz dort und du hörst es in der Stille der Polarnacht pochen." - So sollte es wieder kommen.










Weihnachten ist vorbei und wir starten am 27.12. zu unserer Lapplandtour in die Polarnacht. Es ist nun das fünfte Mal, dass ich im Winter den Norden Skandinaviens bereise. Bis jetzt war ich immer alleine unterwegs, weil ich niemanden gefunden hatte, der mit in diese Schweinekälte wollte. Denn ich übernachte nicht in Hotels, sondern im Auto oder gelegentlich auch mal in einer Hütte mit Dusche, wenn verfügbar.

Dieses Mal finde ich tatsächlich 4 Begleiter, die mit mir in die Kältekammer Europas fahren. Drei weitere, die ursprünglich unbedingt mitwollten, haben kurzfristig gekniffen, nachdem sie den Wetterbericht gelesen haben. Aber Marcus und Heike mit Ihren beiden Berner Sennenhunden Admiral und Adonis haben den Wohnwagen angehängt und kommen mit. Ein Eriba Wohnwagen in der Polarnacht ist wohl etwa so selten wie eine Eidechse auf Spitzbergen.

Über die A9, Dänemark und die Øresundsbron (Öresundbrücke) geht es ca. 1.400 km zum ersten Lagerplatz an den Sandstrand von Tönnersa. Morgen treffe ich Marcus und Heike in Südschweden, die auch schon ihre ersten 1.000 Kilometer hinter sich haben. Ab jetzt reisen wir gemeinsam mit dem Gespann Discovery5 mit Wohnwagen Eriba Touring und meinem New Defender.     



Schweden hat mich wieder. Noch mitten in der Corona Zeit wird offiziell damit geworben auf Reisen ins Ausland zu verzichten. Besonders nach meinem ersten coolen Übernachtungsplatz an der Küste bei Snapparp / Tönnersa ist mir das sowas von egal. Nur zum Baden ist es zu kalt.

Von der Küste geht es erst über die E45 und dann über Nebenstraßen ins Dalarna Län. Ab Trollhättan ist Schweden tief verschneit. Es ist dunkel und mühsam, seit wir die E45 verlassen haben und uns über schmale Verbindungsstraßen kämpfen. Marcus kommt mit Wohnwagen überraschend gut hinterher oder prescht flott vorweg. Ein Profi eben. Aber ein Fahrfehler und wir machen eine Bergeübung aus dem Graben. Eine Bergung sollte aber erst später kommen.










Da wir weder Hundeimpfung noch gültigen Covid Test haben, überlegen wir ob wir uns irgendwo durch den Wald nach Norwegen schlagen und suchen nach passierbaren kleinen Übergängen. Aber wir entscheiden uns über die 66, eine kleine regionale Straße, an der schwedisch norwegischen Grenze entlang zu schlängeln. Nichtsahnend stehen wir plötzlich bei Stoa an der Grenze und sind schon in Norwegen. Was wird uns erwarten? Werden wir als Covidioten verhaftet und müssen 14 Tage in Quarantäne oder werden wir nur zurückgeschickt? 

Aber es ist niemand da, alles dunkel. Marcus und ich schauen uns kurz in die Augen, aber jetzt wo wir schon mal drin sind geht es weiter. Wir haben uns ja schließlich nur verfahren. Also geht es weiter da wir zu unserem ersten Lagerplatz am See, kurz vor Idre, Schweden wollen und die Straße eh nur 2 Richtungen hat. Weiter oder zurück. 

2 km vor der Grenze nach Schweden kommt uns ein Bus mit norwegischen Grenzpolizisten entgegen. Der kurze Adrenalinschub meines Körpers war völlig umsonst, denn die hatten schon Feierabend und wollten wohl nur schnell aus der Kälte nach Hause. Mitten auf die Straße hatten sie ein Schild gestellt, „Durchfahrt bei Strafe verboten“. Uns ist das wurscht, denn wir sind müde und wollen nur noch zum See.

Nach Mitternacht kommen wir nach 15 Stunden Fahrt bei saukalten -27 Grad, an unserem Übernachtungsplatz südlich von Idre an. Nicht einmal mehr ein Bier trinken wir auf der Motorhaube zusammen, denn die Kälte am See lässt uns die Nasenhaare erstarren und schon nach Sekunden bilden sich die ersten Eisklumpen vor unserer Nase. 

Wir sind alle nur noch platt. Die Nacht ist sternenklar und wir freuen uns morgen auf Sonne.











Gegen 10:30 Uhr küsst uns der Sonnenaufgang mit Farben aus dem Bett, die einem den Vogel aus dem Kopf blasen. Lagerfeuer zum Aufwärmen, Kaffee, Plumpsklo checken und weiter geht’s.

Die Sonne scheint und wir nutzen das schöne Wetter für ein paar Videos auf der Hochebene Richtung Jämtlands län

In Arjeplog und wollen die Autotester besuchen. Wir haben es eilig, wollen aber nochmal ein paar Videos machen, vielleicht aus Angst, in den nächsten 10 Tagen könnte der Schnee schmelzen oder die Landschaft verschwinden.











Ich parke und filme Marcus wie er auf einer schmalen, schneebedeckten Straße an mir vorbeifährt, denn sowas gibt immer schöne Bilder. Bevor ich mich umdrehen kann, höre ich hinter mir nur ein dumpfes, vom Schnee gedämpftes Rumsen. 

Marcus hat sein Auto mit Wohnwagen 1,5 m tiefer im Graben eingeparkt und wir lachen uns alle einen Ast ab. Die Straße war wohl schmaler als es aussah. Aber nach wenigen Sekunden wird uns klar, das bedeutet 2-3 Stunden Arbeit und unser Ziel Arjeplog können wir für heute abhaken. 

Dafür haben wir aber die ersten Abenteuerbilder im Kasten.  



Die Bergeaktion von Auto und Wohnwagen sollte uns tatsächlich 2 ½ Stunden kosten. Wohnwagen abhängen, den Discovery5 mit der Seilwinde bergen und dann den Wohnwagen aus dem Graben zerren. Dabei reißt noch eine Befestigungsschraube der Seilwinde ab und wir versuchen nun wieder das Seil notdürftig und mit klammen Fingern auf die Trommel zu bekommen. In die Stoßstange integrierte Seilwinden haben ihren optischen Vorteil, der aber in der Kälte schnell verfliegt. 

So endet der Tag nach 600 km im Storumans Fishing Camping. Da es uns zu „warm“ ist, um im Auto zu schlafen, mieten wir uns kurzerhand eine Hütte, killen eine Flasche Wein und aufgewärmte Würstchen aus der Dose. 

Im Wohnwagen ist zwar eine Dieselstandheizung verbaut, die 24h auf vollen Touren läuft aber dennoch wird es im Caravan nicht mehr als 8 Grad warm. Der Fahrtwind kühlt zusätzlich doch noch brutal herunter. 

Im Dunkel gehen wir noch mit den beiden Berner, Adonis und Admiral Gassi zum See. Ich sehe den Sprungturm und denke eine Sekunde darüber nach, am Morgen zum Schwimmen zu gehen. 


HIER gehts zu Teil 2 

Unser Equipment / Fahrzeuge auf dieser Reise:

  • Land Rover Discovery 5
  • Eriba Troll Offroad Umbau mit Diesel Standheizung
  • Land Rover New Defender BJ 2021
  • Schlafsack Carinthia Defense 4
  • Kameras: Sony Alpha 6500, Samsung S20 Note Ultra, DJI Mavic, DJI Osmo Pocket

PS: Fotos stammen von Heike, Marcus oder mir. 

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