Irgendwann merkst du, dass selbst die schönsten Dinge anfangen, sich zu wiederholen.
Der Himmel macht wieder dieses große Theater: ein paar Wolken, ein paar Strahlen, alles in Orange getaucht wie ein billiger Drink an der Hotelbar.
Die Leute stehen da, andächtig, mit ihrem Smartphone als würde gleich Gott persönlich auftreten. Aber nein — es ist wieder nur die Sonne, die untergeht.
Nummer 365.
Ein ganzes Jahr Sonnenuntergänge. Jeder einzelne schön, sagen sie. Und sie haben recht.
Aber verdammt, Schönheit kann auch langweilig sein, wenn du sie jeden Tag siehst.
Der Himmel wechselt die Farben wie ein gelangweilter Striptease — Rot, Pink, Lila, Dunkelblau.
Ein paar Vögel ziehen ihre Schleifen, ein Hund bellt, jemand öffnet ein Bier.
Das Leben spielt immer dieselbe Melodie, nur in einer anderen Tonart.
Am Anfang hast du geknipst wie ein Verrückter, jede Wolke war ein Gedicht.
Jetzt schaust du nur noch hin und denkst: Ja, hübsch. Weiter.
Vielleicht ist das die Lektion: Nicht alles, was gleich aussieht, ist bedeutungslos.
Aber es kann verdammt eintönig werden, wenn du erwartest, dass jeder Abend dir den Verstand raubt.
Der 365. Sonnenuntergang war genauso schön wie der erste.
Und genau das war das Problem.

















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