Ich vermute, dass außer den Testfahrern von Land Rover und James Bond niemand in Deutschland so viel Praxiserfahrung mit dem New Defender hat wie ich. In allen Geländesituationen und Straßenverhältnissen, mit und ohne Anhänger. Tausende Kilometer vereisteStraßen in Lappland, Autobahnen mit einer Geschwindigkeit von 180 km/h in Deutschland.
Col de Sommellier 3.035 m ü.M. |
Mitte 20202 hatte mein Land Rover DISCOVERY 4 nach 5 Jahren
einen Kilometerstand von 285.000 km erreicht. Die Reparaturen häuften sich.
Dazu kam, dass ich meinen Steuerberater mit immer neuen Ausgaben quälte.
Nach langen Überlegungen, die sich oft auf einen Discovery 5
bezogen, fiel die Wahl dann auf den NEW DEFENDER, 2.0 Liter, 4 Zylinder mit 200
PS. Auch mit dem Wissen, dass ein völlig neu entwickeltes Auto einige
Kinderkrankheiten haben könnte, ging ich dieses Risiko ein.
Was waren die Kriterien und der Verwendungszweck? In meiner Anwendung muss das Auto zwei Grundanforderungen erfüllen.
- Komfortable, lange Geschäftsreisen auf deutschen Autobahnen, oft 600-800 Kilometer am Stück und mit Gepäck für 2 Wochen.
- Overland / Offroad-Reisen in alle Regionen abseits der Massentouristen über Schotterpisten, Waldwege und teilweise unwegsames Gelände, um abgelegene, einsame Schlafplätze zu erreichen und Übernachtung im Dachzelt oder auch im Auto in sehr kalten Regionen unter -20 Grad.
Die ersten 55.000 km und 9 bereiste Länder hatte er nach 9
Monaten hinter sich. Kein einziger Ausfall oder Schaden trotz der ersten Serie
des neuen Defender. LR hatte endlich den neuen Motor 3.0, 6 Zylinder Diesel
bestellbar. Nach einem guten Angebot meines Händlers, der Torpedo Garage in
Kaiserslautern und Land Rover Deutschland war es Zeit für ein Upgrade.
Alle kleinen Schwachstellen, die ich an meinem 2020er Modell der ersten Serie bemängelt hatte, waren nun im MY 2021 entschärft. Die sehr schnell verschmutzenden Stoffsitze wurden ohne Aufpreis durch Vollledersitze ersetzt. Die Software der Soundanlage wurde verbessert und es gibt keine Aussetzer mehr. Das nervige „anpingen“ schon nach einer Stunde offener Heckklappe beim Campen „Batterie schwach, Motor starten“ ist stark reduziert. Im Unterbodenbereich hat man dem 3.0l bis zur Fahrzeugmitte einen Aluminium-Unterfahrschutz spendiert, der für zusätzliche Sicherheit sorgt.
Wirklich gelungen ist aber die Leistungsentfaltung und der
Sound des 3.0 Liter 6-Zylinder-Motors, selbst in der schwächsten 200
PS-Variante. Mehr brauche ich nicht, habe ich festgestellt. Er ist ein Biest.
Mittlerweile hat auch er 107.000 km ohne Probleme hinter sich. Insgesamt also
162.000 km mit dem New Defender und meinem 1,6t schweren südafrikanischen
Offroad-Wohnwagen hinten dran.
Was hat sich beim 3.0 verbessert oder verändert?
Nachdem mein DISCOVERY 4 massive Modifikationen erfahren hat
(siehe HIER Teil 1,2,3), ist der New DEFENDER moderat geblieben. Von Anfang an
wurde er teilweise foliert, um den schwarzen Lack zu schützen, andere
Rad-Reifenkombination mit 275/55 R20, AT-Reifen KO2 von BF Goodrich, 20"
Alufelgen Diewe Amaro in schwarz, Nakatanenga Lüftungsgitter für die hinteren
Seitenfenster, LR Expeditionsbox außen, LR Klappleiter, LR Dachgepäckträger, 2
Bergeösen hinten, Rhino Rack 270Grad Batwing Compact Markise, Front- und
Heckschürze mit Herculiner Schutzlack lackiert, Dachzelt Columbus Variant Black
Storm klein und zu guter Letzt noch ein teilbarer Innenboden, um auch bei
eingebauter Schublade an das Staufach zu kommen. So soll es sein und auf eine
Seilwinde verzichte ich.
Fahrverhalten:
Mein Kriterium 1: Entspanntes Autobahnfahren. In diesen fast 3 Jahren war ich jede Woche zwischen 600 und 1.200 km auf Autobahnen in Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Belgien, Dänemark und der Schweiz unterwegs.
Erstklassiger Komfort, entspanntes Reisen und Ankommen auch nach
7-9 Stunden Fahrt. Erstklassige Straßenlage auf der Autobahn auch bei 180 km/h
in den Kurven, viel besser als erwartet. Bei 130 ist die Fahrt entspannt und
mit 9,4-9,8 Ltr / 100 km auch recht sparsam, wenn man bedenkt, dass hier 3
Tonnen bewegt werden. Auch auf kurvigen Landstraßen ist es ein Vergnügen, ihn
flott zu fahren. Das Fahren auf glatten Straßen ist sehr sicher und
komfortabel, da die Elektronik sehr, sehr gut ausgleicht. In Schweden und
Finnland bin ich im Dezember/Januar insgesamt 7.000 km auf geschlossener
Schneedecke und Eis gefahren. Aber selbst mit All-Terrain-Reifen im Schneesturm
zu Ostern war das Fahrzeug jederzeit gut beherrschbar und sicher unterwegs.
Wenn der Winter kommt, sollte man trotzdem nicht auf richtige Winterreifen verzichten. Moderne LED-Scheinwerfer sind so hell, dass man auf Zusatzscheinwerfer verzichten kann, außer man lebt in der Polarzone.
Mein Kriterium 2: Überland/Offroad-Reisen. Auf meinen Reisen
hatte der Discovery 4 schon so viel von seinen Fähigkeiten gezeigt, dass es
schwierig werden würde, meine Reisegewohnheiten zu übernehmen. Tatsächlich
vermisse ich bis heute die zweiteilige Heckklappe des Discovery, die
gleichzeitig Koch-/Esstisch, Arbeitstisch und Aufstiegsleiter war. Auch die
kürzere Liegefläche im Defender kam mir anfangs nicht entgegen, da ich bei
Wintertouren meist im Auto schlafe, während die Kisten auf den Dachgepäckträger
wandern.
Aber der Ausbau der 2. Sitzreihe (4 Sitze, 5 Minuten) hat nicht nur die Liegefläche deutlich verlängert, sondern auch noch Platz für 2 weitere Kisten im Fußraum geschaffen. Gigantisch ist die dynamische Dachlast von 168 kg. Da kann man schon einiges aufs Dach packen und den kleineren Raum kompensieren.
Über die Geländeeigenschaften brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben. Die sind schon ausgiebig dokumentiert. Auch ein Extended Mode, der bei Bedarf zugeschaltet wird, um noch mehr Bodenfreiheit zu gewinnen, ist wieder an Bord. Schau Dir einfach das Video HIER an.
Aber es gibt ein paar Features, die ich als Alleinreisender
sehr schätze. Besonders hilfreich sind die 360-Grad-Kameras, die im
Geländemodus beide Vorderräder und das Gelände vor dem Auto zeigen. Das erspart
oft das Aussteigen und erhöht die Sicherheit enorm. Eine weitere Funktion, die
ich sehr zu schätzen gelernt habe, ist das Heben und Senken des Hecks mit Hilfe
von Schaltern im Laderaum, die die Luftfederung aktivieren und das Auto in die
Waage bringen. Es ist sehr bequem, waagerecht zu schlafen und zu kochen. Auch
das An- und Abkuppeln eines Anhängers wird erheblich erleichtert.
Die Außenbox und die fest montierte Klappleiter (beides
Zubehör) sind auf Reisen Gold wert. Bergematerial oder Matschstiefel sind hier
schnell verstaut und griffbereit.
Fazit nach 162.000 Kilometern auf allen erdenklichen
Straßen- und Geländeverhältnissen: Das
BESTE Auto, das ich in 47 Jahren hatte.
Weitere Videos, Reiseberichte und vieles rund um Overland Reisen findet Ihr auf meinem Blog www.overland.4x4.de
Und sicher ist das Auto ebenfalls noch: Glücklicherweise kamen die Insassen des New Defender im folgenden Video mit nur leichten Verletzungen davon. - Zweifellos ein unglaubliches Zeugnis für die 5-Sterne-Sicherheitsbewertung des Defender.
Und nun im Anschluss noch ein paar Impressionen von meinen Touren mit dem New Defender.
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