Gepard Surfbrett und Suzuki: Jürgens absurde Flucht aus dem Militärwahnsinn der 80er


Jürgen (2.vl) stand da mit seinem Surfbrett unter dem Arm, als wäre das die normalste Sache der Welt, inmitten einer Truppe Soldaten und direkt vor einem verdammten Flakpanzer. Der Geruch von Motoröl und verbranntem Diesel hing in der Luft, gemischt mit dem sanften Hauch von altem Staub und dem metallischen Klang des sich drehenden Turmes. Es hätte ein ganz normaler Tag in der Kaserne sein können, wenn nicht diese absurde Szene gewesen wäre, die die Pressefritzen von Krauss-Maffei (hat nichts mit dem Sänger zu tun) festgehalten hatten.

„Was zum Teufel mache ich hier?“, dachte Jürgen, während er seinen Gepard musterte der da stand wie ein stählerner Dinosaurier, bereit, den Himmel aufzuspießen. Und da war er – Jürgen – mit einem Surfbrett unter dem Arm, als hätte er gerade den Ozean bezwungen und nicht nur ein verdammtes Hallendach über dem Kopf.

Jürgen war so ein Kerl, der nie wirklich in irgendeine Schublade passte, und wenn doch, dann war er der Typ, der die Schublade eintreten würde, nur um sicherzustellen, dass sie nie wieder zuging.

Es war, als hätte der Alltag in der Armee 1980 so viele absurde Momente mit sich gebracht, dass niemand mehr Fragen stellte.

Da war der Kerl, der auf Jürgens Moped saß, das in einer Werkstatt besser aufgehoben schien als hier, und der alte Haudegen, der mit einem Grill hantierte, als stünde das verdammte Ding kurz davor, für ein Soldaten-Barbecue angezündet zu werden, was auch jeden Mittag der Fall war.

Die Szene war surreal. Aber auch das Leben war surreal – eine verrückte Aneinanderreihung von Momenten, die keinen Sinn ergaben, aber irgendwie trotzdem passten. Und hier war er, Jürgen, mit einem Surfbrett vor einem Panzer, und die Welt drehte sich weiter. Kein Wunder, dass er den ganzen Mist damals manchmal einfach nur mit einem Grinsen und einem Schulterzucken abtat.

Er brachte ein Surfbrett mit zu einem verdammten Gefechtsschießen – immer. Egal, ob Sardinien, Ostsee oder irgendeine andere gottverdammte Küste, an die die Bundeswehr ihn verschleppte. Die meisten anderen Jungs schleppten ihre Panzer mit, ihre Sturmgewehre, ihren Militarismus. Jürgen brachte sein verdammtes Brett und eine Suzuki mit.

Es war, als hätte er einen unausgesprochenen Pakt mit dem Universum geschlossen, dass, egal wie viele Kugeln durch die Luft flogen oder wie viele Panzer durch den Dreck pflügten, er immer bereit sein würde, entweder auf die perfekte Welle und den geilsten Wind zu warten oder mit seiner verdammten Suzuki eine schnelle Runde in die nächste Disco zu drehen.

Seine Suzuki war ein ölverschmiertes Biest, das so viel Charakter hatte wie die Leute, die sie verabscheuten. Es war nicht die Art von Maschine, die du erwartest, wenn du an ein Manöver denkst. Aber das war Jürgen. Während die anderen ihre Kettenfahrzeuge warteten und sich die Finger mit Waffenöl einsauten, saß er da, grinste, und stellte sich vor, wie er mit seinem verdammten Brett auf den Wellen ritt oder mit seiner Suzuki durch den Sand pflügte.

"Du bist nicht ganz dicht, Jürgen", sagte mal ein Kamerad. "Das hier ist das Militär, keine verdammte Strandparty."

Aber Jürgen kümmerte das nicht. Er hatte genug von all dem Mist, um zu wissen, dass, wenn die Scheiße wirklich den Ventilator trifft, es keinen Unterschied macht, ob du ein Surfbrett oder einen Panzer hast. Irgendwann landest du so oder so mit dem Gesicht im Dreck. Also warum nicht vorher noch ein bisschen Spaß haben?

Jedes Mal, wenn sie auf Sardinien landeten, und die heiße Sonne den Sand in etwas verwandelte, das dir die Haut von den Knochen brannte, stand Jürgen irgendwo an einem abgelegenen Strand, das Surfbrett unterm Arm, und mit einem halbherzigen Grinsen ins Wasser starrte, als ob er damit die Realität vertreiben könnte. Und verdammt, manchmal sah es so aus, als würde es funktionieren.

Es war kein Geheimnis in der Fla-Truppe, dass Jürgen einen seltsamen Hang zu seinem Surfbrett hatte, und jeder, der ihn kannte, wusste, dass er dieses verdammte Ding behandeln würde, als wäre es eine Verlängerung seiner eigenen Seele. Während andere Soldaten sich auf die nächste Schießübung vorbereiteten, konnte man sicher sein, dass Jürgen irgendwo auf einem abgelegenen Strandabschnitt Sardiniens sein Brett ins Wasser warf oder am Horizont der Ostsee die nächste Böe suchte, während das Echo von Kanonenschüssen im Hintergrund verklang.


Es gab nur wenige Dinge, die ihm so ein Lächeln ins Gesicht zauberten wie das Gefühl, mit seiner Suzuki durch die Gegend zu düsen, während die anderen Typen in ihren stählernen Monstern gefangen waren.

„Jürgen, du verdammter Surfer,“ hatte mal ein Offizier gesagt, „was zum Teufel machst du, wenn die Schlacht heiß wird? Mit deinem Brett ins Gefecht paddeln?“

Jürgen grinste nur und zuckte die Schultern. Und so ging es weiter. Bei jedem Gefechtsschießen – egal ob Sardinien, Ostsee oder irgendein anderer gottverlassener Ort, an dem die Bundeswehr ihre Spuren hinterließ – war Jürgen zur Stelle. 

An der Ostsee war es nicht anders. Während die anderen Jungs sich in ihre verdammten Uniformen zwängten und sich auf das nächste Gefechtsschießen vorbereiteten, tauchte Jürgen auf seiner Suzuki auf, als wäre das hier eine verdammte Motorrallye und kein Manöver. Die Suzuki, klein und dreckig, schien aus dem falschen Film zu kommen. Aber Jürgen saß auf ihr, als wäre sie seine persönliche Flucht vor dem Wahnsinn. Die anderen lachten. Sie lachten immer. Aber das Lachen blieb oft hängen, wenn sie sahen, wie Jürgen mit seiner Kiste über den Sand fegte, den Wind im Gesicht, den Dreck im Mund, aber mit einem Grinsen, das aussah, als hätte er gerade die verdammte Schlacht gewonnen.


Er war ein Bastard, ein verdammter Romantiker im Körper eines zynischen Soldaten. Aber das Surfbrett und die Suzuki waren mehr als nur Requisiten. Sie waren seine Art zu sagen: "Ihr könnt mich alle mal."

Und vielleicht – nur vielleicht – war das seine Art, dem ganzen militärischen Wahnsinn den Mittelfinger zu zeigen. Denn egal, wie absurd es schien, er war der Typ, der nie ohne sein Surfbrett und seine Suzuki irgendwohin ging. Eine Beute beim Militär? Undenkbar. Aber damals war nichts undenkbar.

An diese 12 Militärjahre während des kalten Krieges, die nun schon über 40 Jahre zurückliegen, denke ich gerne zurück, wenn ich sie jetzt in eine amüsante Geschichte verpacke, nachdem ich dieses Foto nach ca. 44 Jahren in einer alten Umzugskiste wiedergefunden habe.


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