Maira-Stura |
Wie bereits angekündigt, möchte ich ein paar Erlebnisse teilen, die für mich nicht grundsätzlich neu sind, aber immer wieder interessant eine Bestätigung zu erhalten. Und all jenen, die diese Erfahrungen noch nicht machen konnten, vielleicht ein paar Anregungen geben zu können.
Ich hatte, wie ich finde notwendigerweise, einmal 10 Tage und Nächte am Stück ohne PC und ohne Notebook eingelegt und mich nur in der Natur aufgehalten ohne NachRICHTEN, ohne Internet, Ohne PC und nur sehr wenigen selektiven Telefonaten.
Übernachtung am Fort Roche de la Croix |
Ich hatte mich bewusst von Allem abgekoppelt und auch die Komfortzone nach unten geschraubt, und bis auf einen Abend selbst verpflegt und in der Natur übernachtet. Teils wieder auf über 2.000m Höhe bei Nachtfrost, im Biwaksack oder Zelt als „Bodenbrüter“ und an 2 Nächten auch im Auto mitten auf einer Passhöhe bei Nebel und Schneefall. Immer aber relativ weit von der „Zivilisation“ entfernt.
Direkt von unserem Outdoor Treff, bei dem wieder viele interessante Menschen dabei waren, bin ich noch Sonntag Abend gleich weiter gefahren in Richtung der Westalpen um im italienisch-französischen Grenzgebiet fast ausschließlich Offroad die höchsten, unbefestigten Alpenstraßen zu erkunden. Einige Tage völlig alleine und einige Tage mit einer kleinen Gruppe von gleichgeSINNten. Der Weg führte mich immer abseits jeder Autobahn über unbefestigte Straßen und Hochgebirgspässe zu einigen Forts des ersten und zweiten Weltkrieges sowie zum höchstgelegenen anfahrbaren Berggipfel der Alpen auf 2.995m über dem Meer.
Die Ruhe und Stille die ich dort erfahren durfte macht süchtig. Dass ich nun bis zum Sonntag Abend bis auf 1x 10 min. (dann war der Akku leer) meinen Notebook nicht eingeschaltet hatte, war für mich ein Novum, das es in dieser Dauer seit der Erfindung des Notebook bei mir noch nie gegeben hatte.
Und siehe da, ich habe offenbar nichts verpasst.
Das Merkel hat sich immer noch nicht einer SchönheitsOP unterzogen, flunkert weiterhin „Ihr“ Volk an und das Wetter macht sowieso was es will.
Alle militanten Antiautofahrer mögen nun bitte einen anderen Artikel weiter lesen, aber wir leben auch nun mal nicht mehr im Zeitalter der Ochsenkarren. Man kann sich auch mit einem Auto als Offroader in der Natur gesittet bewegen ohne gleich auf Alles zu verzichten. Ich hatte meinen frosterprobten Carinthia Schlafsack mit Biwaksack und ein wasserdichtes Zelt mit, sowie Hobokocher, und Solardusche.
Stille und Lichtverschmutzung
Unwirkliche Abendstimmung in 2.000m Höhe |
Wenn man auf einer abgelegenen Festung der Franzosen, dem Fort Roche-la-Croix in guter Höhenlage über den Köpfen der Talsiedler übernachtet, überkommt einen nach Einbruch der Nacht eine völlige Stille, an die man sich schnell gewöhnen kann. Auch störende Lichter existieren dort nicht, sodass man den Sternenhimmel in ungewohnter Klarheit und Schönheit genießen kann. Auch die Übernachtung auf dem Sattel im Varaita-Maira Gebiet auf über 2.300m Höhe, dessen Ruhe nur der Schäfer der Hochalmen mit seiner Enduro und seinen 3 kläffenden Schäferhunden um 06:00 Uhr Morgens zu stören vermochte, war geprägt von Stille, klarem Sternenhimmel und einem unvergesslichen
Sonnenuntergang im Camp bei ca. 1.900m |
Die Rückkehr in die „Zivilisation“ der Schweizer Autobahnen am Sonntag war sehr gewöhnungsbedürftig und nach der letzten Einsamkeit von 4 Stunden auf der überaus staubigen Assietta Kammstrasse der kreischende Weckruf der „Zivilisation“ Ich mochte die Stille meiner auf dem Fels knirschenden Geländereifen nicht mehr missen und sofort wieder zurück in die Berge. Aber der Job ruft.
Adrenalin und Konzentration
Seitenneigung u. tiefer Abgrund steigert Adrenalinspiegel |
Neben der äußerst angenehmen Bergwelt die mir für 4 Tage durch das Team von www.abenteuer4x4.de näher gebracht wurde, war der Tag mit dem Geländewagen im Hochgebirge geprägt von voller Konzentration abwechselnd mit atemberaubenden Aus-blicken und mindestens einmal täglich gespickt mit einem Adrenalinschub. Der „Gemeine Geländewagenfahrer“ der Großstadt ist eine breite Asphaltstraße mit geringen Steigungen und Null Seitenneigung gewöhnt. Was uns jedoch jeden Tag erwartet hatte, war mindestens eine Passage die als Untergrund Schotter so groß wie Honig-melonen oder übereinander liegende Schieferplatten auf einer Fahrbahn die kaum breiter war als die Außenkanten unserer Achsen. Oftmals mit einer erheblichen Seitenneigung, die den „Popometer“ (das biologische Messgerät im rektalen Bereich) heftig ausschlagen ließ.
Wenn zwischen Reifen und Abgrund, der oft mehrere hundert Meter steil abfällt, nur noch wenige Zentimeter liegen, man diesen jedoch nicht sehen kann, sondern sich auf Intuition oder einen fremden Einweiser verlassen muss, während der Blick in den tiefen Abgrund der Hochgebirgswelt schweift, werden alle Gedanken über Spionage der NSA oder die unmenschlichen Aktionen in Syrien oder den Job völlig vernachlässigt.
the final countdown |
Man ist nur noch im HIER und JETZT. Wenn der Blick über die Motorhaube hunderte Meter in die Tiefe fällt, kein Geländer in Sicht ist und der Reifen über den Schotter rubbelt, schiesst Adrenalin in den gesamten Körper und steuert nur noch die nötigsten Körperfunktionen.
Der Fuß geht auf die Bremse und man möchte keinen Zentimeter mehr Vor noch Zurück. Der Ruf nach dem ADAC mit einem Transporthubschrauber, der einen da runterhievt kommt hoch.
Aber es gibt keinen Handyempfang, was natürlich auch wieder gut ist. Das „Kopfkino“ beginnt abzulaufen und man sieht sich bereits mit dem Auto seitlich den gesamten Hang mehrere hundert Meter runterkullern. Das ist der Zeitpunkt, an dem es gilt seine Realität neu zu erschaffen. Unser Guide Andreas kommt, weist ein und man ist über den „wunden Punkt“.
Geschafft. Denkst Du. Dann aber realisierst du, dass du den gleichen Weg auch noch einmal zurück fahren musst. Dieses mal aber mit dem tiefen Abgrund auf der Fahrerseite. Schwindefrei wär jetzt nicht schlecht aber ich erinnere mich daran wie es mir zumute ist, wenn ich auf der Leiter in meinem Treppenhaus eine Birne auswechseln möchte. Hier aber geht es nicht 5m sondern 500m und mehr hinunter.
Und wieder spielt das Kopfkino. Einmal Rolle links über den Außenspiegel, oder mal eine Rolle mit dem ganzen Wagen über den vorderen Kotflügel. Egal, ist ja Vollkasko versichert. In der nächsten Filmsequenz des Kopfkinos sieht Du, die du glück hast, da Du nach 200m Absturz an einem Felsen hängen bleibst. Das geht so ca. gefühlte 10 Minuten bis ich realisiere, was ich da denke. Dann schießen mir die Zitate aus Dieters Broers Buch „Gedanken schaffen Realität“ durch den Kopf und mir wird sofort klar, so kann ich unmöglich über den 40Grad geneigten Pfad fahren, der mich automatisch ins tiefe Tal blicken lässt.
Also: im Sinne der „Realitätenmacher“ beginne ich zu visualisieren wie ich locker im ersten Gang mit Geländeuntersetzung über diese für mich lebensgefährlich erscheinende Stelle fahre. - Ich sehe wie ich drüben ankomme, - ich realisiere dass zwischen Reifen und Abgrund sogar noch 20cm Platz ist. Die Spanne zwischen Daumen und kleinem Finger reicht also völlig aus und siehe da, ich bin „drüben“ - mit normaler Herzfrequenz und ohne zusätzlichen Adrenalinschub. Geht doch!
Maira - Stura |
Und das üben wir nun jeden Tag einmal an einem anderen Engpass mit Schotter unter den Reifen. Manchmal ist die Stelle so eng, das ein Aussteigen aus dem Auto unmöglich ist und manchmal ist der weg so schroff, dass ist den nicht zu Fuß bewältigen möchte, aber es geht besser und besser.
Nun kommen dann wieder einige Schlauberger die meinen, dass in einer Notsituation jeder Mensch sowieso das Richtige tut. Diejenigen kann ich gerne enttäuschen, denn dem ist leider nicht so. Nur wenn Du vorher geübt und trainiert hast, was da auf Dich zukommt, wirst du in einer adrenalingesteuerten Situation das Richtige tun. Eine falsche Lenkbewegung in die falsche Richtung und das Kopfkino mit dem kullernden Auto 500m in die Tiefe wird Realität.
Fazit der 10 Tage:
- Die Stille und Abgeschiedenheit bringt dir den nötigen Abstand zum Alltag
- Die Technikabstinenz von PC, Handy und Schreckensmeldungen der nachRICHTEN lässt Dich vergessen und wieder Mensch werden
- Die volle Konzentration auf die aktuelle Situation lässt dich im HIER und JETZT verweilen auch wenn du nicht weisst, wie man Meditation schreibt.
- Vorbereitung und Übung geben dir die Sicherheit auch in schwierigen Situationen zu bestehen.
- Und die Fähigkeit von Visualisierung zeigt Dir den Weg wie Du Herzfrequenz und Adrenalin steuern kannst um relaxt auch schwierige Dinge bewältigen zu können
Lac de Mont Cenis |
Nur muss man dazu nicht unbedingt mit einem Geländewagen ins Hochgebirge der Westalpen fahren, (auch wenn es noch so geil ist) sondern das geht auch mit geringen Mitteln. Pack Deinen Schlafsack, eine kleine Taschenlampe und eine Wasserflasche und begebe Dich in den Wald, den Du zu Fuß erreichen kannst. Übernachte dort alleine und du kannst all die hilf- und lehrreichen Erfahrungen ebenso auch ohne finanziellen Aufwand erlangen.
Wer sich nun aber auch noch etwas die grandiosen Impressionen im „kitschigen“ Postkartenformat ansehen möchte, kann dies gerne HIER tun.
Wer eine geführte Tour durch die Westalpen oder Polen oder in die Ukraine unternehmen möchte, wird HIER bei Abenteuer4x4 fündig. Wer auf eigene Faust die alten Militärstrassen Forts und unbeferstigte Pässe der Alpen erkunden möchte, findet HIER bei Pistenkuh.de ein Roadbook, das Dir alle Wege zeigt. - Aber Achtung: Suchtgefahr!